Rezension

Fast wie richtige Memoiren

Lady Trents Memoiren 1 - Marie Brennan

Lady Trents Memoiren 1
von Marie Brennan

Bewertet mit 5 Sternen

Über die Felswyrme von Vystrana – Ihre Anatomie, Biologie und Aktivitäten, mit besonderer Würdigung ihrer Beziehungen zu Menschen und der Enthüllung ihres Trauerverhaltens von Jacob Camherst und anderen ist eigentlich eine Abhandlung die unter dem Namen der eigentlichen Autorin Isabella Camherst, der jetzigen Lady Trent hätte erscheinen sollen. Wie es zu diesem Werk der inzwischen weltberühmten Drachenforscherin kam und warum es letztendlich unter dem Namen ihres Mannes erschien, schildert Lady Trent rückblickend auf ihre Jugend.
Aus gutem Hause stammend, gut situiert verheiratet hatte Isabella entgegen allen Konventionen ihrer Zeit schon immer einen Hang zur Erforschung der Drachen ihrer Welt. Denn über diese wusste man bis dato so gut wie nichts und es blieb immer Männern vorbehalten sich mit so gefahrvollen Themen auseinander zu setzen. Wie gut, dass ihr Ehemann so viel Verständnis für sie hat und sie mit auf eine Forschungsreise ins unwirtliche Vystrana nimmt.

Woran erinnert mich das Buch nur? Richtig, an spätviktorianische Lebensgeschichten.
Marie Brennan ist es aus meiner Sicht wirklich gelungen halb erzählerisch als Reisebericht, halb als berichtende Memoiren die fiktiven Jugendjahre einer scirländischen Dame ins Leben zu rufen. Dabei erinnern sowohl die Gesellschaft als auch die Regionen in der der Roman spielt an ein spätvicktorianisches England mit Abstechern auf den Balkan (das hier unter russischer Herrschaft steht). Aber durch diese Anlehnungen wirken die Memoiren so glaubhaft und authentisch, sogar in Bezug auf die Drachen. Ihre Erforschung sollte ja laut Titel im Vordergrund stehen; erweisen sich jedoch eigentlich eher als Aufhänger und Rahmenhandlung. Aber dadurch wirkt die Szenerie ja so real und zugänglich. Die wenigen aber richtig schönen Illustrationen in diesem Buch unterstreichen zudem den Charakter der Memoiren (oder auch des Reiseberichtes). Dazu dann noch die schön rational, wissenschaftlichen Erklärungen wenn es um die Drachen geht (man erkennt die Bezüge zum Studiengebiet der Autorin) und schon hatte ich zumindest einen kurzweiligen und unterhaltsamen Lesegenuss.
Ich empfehle dieses Buch (und die Reihe – so viele Lorbeeren im Voraus habe ich bisher noch nie verteilt) absolut gerne weiter. Für Leser, die Highfantasy mit actiongeladenen Drachen erwarten ist das Buch definitiv nichts. Wer jedoch einen Hang zu ‚fantastischen, historischen Biographien‘ hat wird sich Bestens unterhalten fühlen.