Rezension

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Fesselnd wird die Reise der amerikanischen Turnerinnen nach Olympia erzählt, die überschattet von persönlichen Dramen und Skandalen ist.

Goldmädchen -

Goldmädchen
von Jennifer Iacopelli

Audreys großer Traum scheint zum Greifen nah: Olympia. Dafür muss sie nur die Qualifikation bestehen. Gleichzeitig wird dies ihre letzte, turnerische Reise sein, denn aufgrund von Rückenproblemen wird sie anschließend nicht mehr turnen können.
Umso tragischer ist es dann, als ein Skandal die Vorbereitungen auf Olympia überschattet. Schon bald muss Audrey über ihre Prioritäten nachdenken und entscheiden, wie viel sie bereit ist zu geben, um ihren großen Traum zu erfüllen. Doch wird es reichen?

 

Das Hörbuch startet beim Qualifikationsturnier und man bekommt auch direkt einen Eindruck von Audreys Wünschen, Hoffnungen und Problemen. Dadurch entsteht sehr schnell eine Verbindung, sodass man mit ihr mitfiebert und gar nicht mehr aufhören kann, ihrer Geschichte zu folgen.
Zu Beginn schließt man neben Audrey auch ihre beste Freundin Emma ins Herz, was sich aber sehr schnell ändert. Erst verhält sie sich fragwürdig und wird schon bald zu einer Figur, die man kaum mehr erträgt. Auch die spätere Auflösung rettet ihr Ansehen kaum, zumal sie teils unverständlich und unglaubwürdig agiert.
Sehr schön ist die Nähe zum Turnen. Küren werden bis ins kleinste Detail beschrieben, sodass man sie sich, wenn man Ahnung von der Materie hat, bildlich vorstellen kann. Ab einem gewissen Punkt sind es dann aber doch zu viele Beschreibungen und auch sich wiederholende, sodass es ein wenig eintönig wirkt. Glücklicherweise gibt es da ja noch Audreys persönliches Drama und den Skandal.
Letzterer wird anfangs noch ganz anders dargestellt, wobei man sofort eine Ahnung hat, worum es wirklich gehen könnte. Dadurch ist die Überraschung dahin, was aber nicht wirklich schlimm ist, da es spannend genug ist.
Leider kratzt der Skandal nur an der Oberfläche der Geschichte. Er beeinflusst die Turnerinnen und ihre Vorbereitungen und es droht weiteres Unheil, aber gleichzeitig wird er auf Abstand gehalten. So wird mehr darüber geredet, was geschehen ist, als darüber, wie es jetzt weitergeht und was das alles für Konsequenzen nach sich zieht. Bis zum Schluss ändert sich das leider nicht, wodurch man mit offenen Fragen zurückbleibt. Der Geschichte hätte ein abschließender Epilog gut getan, der dem Hörer zumindest einen groben Eindruck vom Danach präsentiert und die letzten Fragen beantworten könnte. Denn das fehlt leider gänzlich.
Auch ist der Skandal für den Hörer nicht richtig greifbar, weil es zu schnell passiert und man noch keine richtige Bindung zu den Figuren hat. Es ist zwar schrecklich und grauenvoll, was passiert ist, aber es fehlt diese persönliche Betroffenheit, weil man diese Verbindung zu den Figuren noch nicht hat. Dadurch wirkt es auch weniger einschneidend auf den Hörer. Es hätte der Geschichte gut getan, wenn man vorab engeren Kontakt zu den Betroffenen gehabt hätte, damit man noch schockierter und betroffener ist.
Sehr gelungen ist hingegen die Liebesgeschichte, die sich dezent im Hintergrund abspielt und eher angedeutet wird, als das wirklich viel geschieht. Nur wirkt das, in Anbetracht von Audreys derzeitigem Leben, mehr als passend und realistisch und es ist schön, zur Abwechslung mal kein Liebesdrama oder ähnliches zu haben.
Das Ende hingegen ist dann doch recht vorhersehbar. Es gibt zwar noch ein paar kleinere Überraschungen, aber im Großen und Ganzen weiß man vorher, wie es ausgeht. Das nimmt der Geschichte die Spannung, was wirklich schade ist, da alles hierauf hinausläuft. Zudem wirken einige der Ereignisse ziemlich unglaubwürdig und arg konstruiert, was einem ein wenig die Freude an der Geschichte nimmt. Es ist verständlich, warum die Autorin es so handhabt, aber es schmälert die Qualität der Geschichte.
Die Sprecherin hat eine angenehme Stimme und es gelingt ihr, nicht nur Audreys Gedanken sondern auch ihre Gefühle und Ängste glaubhaft herüber zu bringen. Dadurch fiebert man nur noch mehr mit und taucht richtig in die Geschichte ab.
Manchmal kommt man aber mit den vielen Namen durcheinander. Vor allem wenn es um die Bepunktung bei Wettkämpfen geht. Häufiger spult man nochmal ein Stück zurück, um die Punkte und Platzierungen auch gedanklich den richtigen Figuren zuzuordnen. Und auch bei den turnerischen Übungen passiert es hin und wieder, das man gedanklich nicht hinterherkommt. Beim Buch dürfte man da weniger Probleme haben, da man beim Lesen das Tempo selbst bestimmen kann. Dahingehend würde ich hierbei das Buch eher empfehlen, obwohl die Sprecherin einen grandiosen Job macht.
Gerade auch die detaillierten Beschreibungen der Turnübungen machen diese Geschichte zu einem Genuss, wenn sie auch ein paar Makel beim Thema Glaubwürdigkeit in Bezug auf einzelne Ereignisse hat.