Rezension

Fesselnder historischer Roman

Im Schatten des roten Stieres - Sylvia Klinzmann

Im Schatten des roten Stieres
von Sylvia Klinzmann

Bewertet mit 5 Sternen

Sieben Scheiterhaufen brennen in Sevilla an einem Tag des Jahres 1482. Doch etwas ist anders als sonst. Die Zuschauer haben das Gelände wegen eines heftigen Gewittersturms verlassen. Dadurch hat Aaron vorläufig überlebt. Der Scheiterhaufen, an dem seine Schwester Lea verbrannt werden sollte, ist leer, und Lea verschwunden.

Fünfzehn Jahre später sitzt die 15jährige Alessia dem Maler Giacomo Modell. Die beiden jungen Leute mögen sich, aber Alessia ist die Tochter eines Anwalts und Giacomo steht erst am Anfang einer möglichen Karriere. Als Alessias Vater Alvaro einen Brief seiner in Spanien gestorbenen Mutter erhält, ändert sich das Leben von Alessia grundlegend.

Die Autorin hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Das Buch lässt sich zügig lesen und zeichnet sich durch seine exakte Recherche aus.

Im Mittelpunkt stehen neben Alessia und ihrer Familie die Mitglieder des Hauses Borgia. Dazu gehört neben Papst Alexander sein machtgieriger und intriganter Sohn Cesare. Die Personen werden gut charakterisiert. Doch auch Alessias Eltern holt ihre Vergangenheit ein. Eine verschmähte Frau sinnt auf Rache.

Der Schriftstil des Buches ist abwechslungsreich. Besonders gefallen haben mir die gut ausgearbeiteten Dialoge. Vor allem Cesare wird durch jedes Wort, das er spricht, charakterisiert. Sich ihm in den Weg zu stellen oder sich seinen Wünschen nicht zu fügen, ist lebensgefährlich. Gleichzeitig werden die komplizierten Beziehungen im Hause Borgia exakt dargestellt. Fast scheint es so, als ob jeder mit jedem schläft. Hochzeiten werden nach politischen Kalkül eingegangen. Was das für die Psyche der Betroffenen bedeutet, zeigt sich insbesondere bei Lucrezia. Gut beschrieben wird das jüdische Leben in Rom, das zwar geduldig, aber trotzdem mit Missachtung und Abwertung betrachtet wird. Die Geschichte enthält die ganze Breite der menschlichen Emotionen. Hass und Rache, zarte Liebe und tiefe Trauer, Verachtung und Überheblichkeit, Sehnsucht und Angst sind nur einige Beispiele dafür. Eine der berührendsten Situationen war das Wiedersehen von Lea und Aaron. Giacomos Reise nach Rom ermöglicht, die Verhältnisse unter Savonarola zu thematisieren und zu zeigen, wie die Maler in der damaligen Zeit beruflich organisiert waren.

Umfangreiche Begriffserklärungen ergänzen die Geschichte.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. In einer fesselnden Handlung wird eine historische Epoche unter verschiedenen Aspekten beleuchtet.