Rezension

Fesselnder Politkrimi

Hopfenkönigin - Nicole Joens

Hopfenkönigin
von Nicole Joens

Bewertet mit 5 Sternen

„...Die Krankheit heißt aber nicht Droge, sondern Gier und Kriegstreiberei...“

 

Im Jahre 1984 findet in Spalt das letzte Vollmondfest statt. Nach zu hohem Drogenkonsum fehlte nicht nur einigen der Teilnehmer ein Stück Erinnerung, auch ein US-Soldat wurde mit zerbissener Kehle aufgefunden.

Die Geschichte scheint vergessen. Aber nach dem Tod von Klaus Schaber findet man im Grab seiner Mutter, in dem auch er beerdigt werden soll, das Skelett von Sandy Baker. Sie war im Jahre 1984 die Hopfenkönigin und ist kurz nach der Beerdigung von Artega Schaber verschwunden.

Dr. Jens Hauser, der als Ermittler in Spezialfällen arbeitet, war 1984 am Fest beteiligt und mit Klaus befreundet. Auch ihm fehlte nach diesem Tag ein Stück Film.

Die Autorin hat einen fesselnden Kriminalroman geschrieben. Gekonnt wird der Spannungsbogen von Seite zu Seite erhöht.

Das Buch ließ sich zügig lesen. Das lag nicht nur an der abwechslungsreichen Handlung, sondern auch an dem angenehmen Schreibstil. Geschickt werden der Kriminalfall mit den Vorgängen in der Vergangenheit, politischen Gegebenheiten und weiter zurückliegenden Ereignissen verknüpft.

Das Buch zeugt von umfassender Recherche. Nur so konnten die Schattenseiten der amerikanischen Besetzung im Zusammenhang mit Drogenexperimenten überzeugend in die Geschichte integriert werden. Es gibt Szenen im Buch, da lief es mir als Leser kalt den Rücken herunter. Die deutsche Politik spielte in dabei eine wenig rühmliche Rolle. Dabei gelingt es der Autorin, in jeder Situation die richtigen Ausdrucksmöglichkeiten zu finden. Für Angst und Sorge, aber auch Abenteuerlust findet sie passende Metapher. Inhaltsreiche Dialoge wechseln mit stillen Abschnitten.

Jens und seine Assistentinnen stechen bei ihren Ermittlungen in ein Wespennest. Es drohen Dinge ans Licht des Tages zu kommen, die lieber im Dunklen bleiben sollen. Hinzu kommt, dass sie wichtige Geschäfte stören. Damit ist ihr Leben keinen Pfifferling mehr wert. Wenn es um Geld und Macht geht, spielt Rechtsstaatlichkeit nur noch eine geringe Rolle. Lüge, Verleumdung und Erpressung übernehmen das Zepter.

Eine besondere Rolle im Buch spielen Jens` betagte Verwandte. Sie mischen nicht nur in der Ermittlung mit, sondern erinnern an die Zeiten von Flucht und Vertreibung. Auch die Geschichte von Artega Schaber reicht in diese Zeit zurück.

Das in Grau gehaltene Cover mit dem Hopfenfeld passt zur Geschichte.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Autorin hat einen politischen Krimi geschrieben, der die Augen öffnet, für die Gefahren unserer Zeit.