Rezension

Fräulein Alma ermittelt wieder

Fräulein vom Amt – Spiel auf Leben und Tod -

Fräulein vom Amt – Spiel auf Leben und Tod
von Charlotte Blum

Bewertet mit 4.5 Sternen

MEINE MEINUNG

Mit der unterhaltsamen Fortsetzung „Fräulein vom Amt - Ein Spiel auf Leben und Tod“ haben die unter dem Pseudonym Charlotte Blum schreibenden Autorinnen Regine Bott und Dorothea Böhme bereits den dritten Band ihrer tollen historischen Roman-Serie vorgelegt, die uns in die spannenden, turbulenten 1920er-Jahre eintauchen lässt. Angesiedelt ist die Geschichte aber nicht in Berlin sondern in der mondänen, international populären Kurstadt Baden-Baden. Im Mittelpunkt der abwechslungsreichen Handlung, die diesmal im Jahre 1925 spielt, stehen wieder die sympathische Alma Täuber als auf eigene Faust ermittelndes Fräulein vom Amt und ihre quirlige Freundin Emmi Wolke. Ein internationales Schachturnier lockt neben vielen Touristen auch einige Ganoven nach Baden-Baden und natürlich sind auch die beiden Freundinnen Alma und Emmi vom Schachfieber erfasst.
Der gelungene Mix aus aufschlussreichen Einblicken in das damalige Zeitgeschehen, ausgiebigen Exkursen in das private und berufliche Leben der sympathischen Hauptfiguren sowie spannendem Kriminalfall, bei dem man nach Herzenslust Mitermitteln und Spekulieren kann, hat mir wieder hervorragend gefallen. Toll eingefangenes Lokalkolorit, interessante zeitgeschichtliche Informationen und nette humorvolle Episoden sorgen für ein sehr unterhaltsames und zugleich lehrreiches Lesevergnügen.
Schon der unheilvolle Prolog mit der darin geschilderten ergreifenden Szene von der in einer Wäschetrommel gefangenen, dem qualvollen Erstickungstod geweihten jungen Wäscherin Gertrude in einer Waschdampfanstalt lässt sofort Spannung aufkommen. Da die Polizei von Unfall oder Selbsttötung ausgeht, kann die junge Telefonistin Alma mit ihrem untrüglichen kriminalistischen Spürsinn gar nicht anders, als erneut auf eigene Faust zu ermitteln - sehr zum Verdruss ihres Freundes Kriminalkommissar Ludwig Schiller. So dauert es auch gar nicht lange, bis sie bei den Nachforschungen zu dem verzwickten Fall nicht nur in zwielichtige Kreise in sondern auch in große Gefahr gerät. Dank des lebendigen Erzählstils werden wir rasch in das spannende Geschehen hinein gezogen und folgen gebannt Almas Ermittlungen.
Viele sorgsam recherchierte und geschickt eingewobene Details führen uns das damalige Alltagsleben sowie die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen sehr anschaulich vor Augen. Insbesondere das faszinierende zeitgeschichtliche Flair Mitte der 1920er-Jahre ist von den Autorinnen sehr lebendig und authentisch eingefangen. Trotz des rasanten Fortschritts und der opulenten gesellschaftlichen Amüsements werden im Alltag gesellschaftliche Spannungen und die unheilvolle Vorboten des populärer werdenden nationalsozialistischen Gedankenguts immer spürbarer.
Wie im Nachwort erläutert haben die Autorinnen wieder viele spannende historische Details - vom modischen und technologischen Wandel bis hin zu politischen und kulturellen Hintergründen - sehr ansprechend in ihre Geschichte eingearbeitet. Obendrein lassen sich viele Hintergrundinformationen im angehängten Glossar nachlesen.
Der Roman lebt aber vor allem von seinen, äußerst lebensnah gezeichneten Protagonistinnen Alma und Emmi, die sehr lebendig und mit viel Liebe ausgearbeitet sind.
Die Autorinnen haben wundervolle Charaktere geschaffen, in die man sich hervorragend hinein versetzen und an deren Privatleben man gerne Anteil hat. Die überaus clevere, selbstbewusste Hauptfigur Alma, die sich aufgrund der aufkommenden Selbstwählapparate vermehrt um ihre Stelle in der Telefonvermittlung des Postamts Sorgen macht und mit dem Gedanken spielt eine Detektei zu gründen, ist nach wie vor ihre Unabhängigkeit äußerst wichtig. Diese möchte sie auch für ihre Liebe Kriminalkommissar Ludwig Schiller nicht aufgeben. Mit ihrer charmanten, frischen Art sorgt auch ihre quirlige, lebensfrohe Freundin Emmi, die inzwischen Filialleiterin eines Blumenladens geworden ist, wieder für amüsante Szenen und viel Abwechslung.
Mir hat es mit viel Spaß bereitet, mich an Almas Seite in die verzwickten Nachforschungen zu stürzen, die so manche unerwartete Wendung nehmen. Dank ihrer Gewitztheit und Kombinationsgabe gelingt es ihr schließlich die Hintergründe für den tragischen Tod der jungen Wäscherin auf eigene Faust aufzudecken und zugleich noch weitere Vorkommnisse aufzuklären. Die Auflösung kommt zwar höchst überraschend, ist aber dennoch in sich schlüssig und nachvollziehbar dargelegt.
Ich bin schon sehr gespannt, welche neuen Abenteuer und Herausforderungen auf Alma im 4. Band zukommen werden, und freue mich schon auf eine Fortsetzung dieser gelungenen historischen Reihe.
FAZIT
Eine sehr kurzweilige Fortsetzung der historischen Reihe rund um das ermittelnde Fräulein vom Amt Alma Täuber -mit viel Zwanziger Jahre-Zeitkolorit, liebenswerten Charakteren und netten humorvollen Episoden!