Rezension

Frauen von A wie Angelica bis Z wie Zina

Frauen
von Andrea Camilleri

Bewertet mit 3.5 Sternen

Andrea Camilleris persönlichstes Buch: Der Bestseller-Autor und Erfinder von Commissario Montalbano setzt den Frauen seines Lebens ein Denkmal. Da ist die wunderschöne Desideria, die niemals einen eigenen Wunsch äußert und damit alle Jungen in der Klasse um den Verstand bringt. Helga aus der Schweiz, die einen irritierenden und zugleich faszinierenden Sauberkeits- und Pünktlichkeitswahn hat, von dem sie auch beim Liebesakt nicht ablässt. Angelica aus dem "Rasenden Roland", die der junge Camilleri in einer illustrierten Ariost-Ausgabe seines Vaters bewundern darf – womit er zum ersten Mal überhaupt in seinem Leben eine nackte Frau sieht. Und viele mehr. (von der Rowohlt-Verlagsseite kopiert)

Nach dem Alphabet ihrer Vornamen geordnet stellt Camilleri in diesem Buch ca. 40 Frauen vor. Er erzählt Autobiographisches, Ereignisse aus Historie und Literatur und auch einige Fiktionen. – Wobei man bei manchen Frauen überlegt: Erlebte Wirklichkeit oder Fiktion? Camilleri gibt zu: Er weiß es manchmal selbst nicht.

Frauen aus der Literatur, die Camilleri bewundert, wie Antigone oder Beatrice wechseln sich ab mit Frauen aus der Historie, denen er noch ein Denkmal setzt wie Theodora oder Nofretete, gleichzeitig betrachtet er Frauen wie Helena, die den Trojanischen Krieg auslöste, oder die Opernfigur Carmen mit freundlich-ironischem Blick. Daneben erfährt der Leser Episoden, die mehr über den Autor als unsicheren Jungen, unerfahrenen Anfänger im Regiegeschäft oder berühmten Schriftsteller erzählen als über die Frauen, die ihn lockten, liebten und anhimmelten. Oder die er begehrte, anbetete, verehrte.

Die spitzigsten Erzählungen sind die augenscheinlich fiktiven, bei denen Camilleri seiner Phantasie freien Lauf lässt, wo er die merkwürdigsten Paare aufeinander treffen lässt, absurde Begegnungen konstruiert und Frauen mit allerlei skurrilen und schrägen Vorlieben ausstattet.

An einigen Stellen tut sich ein deutscher Leser schwer, weil ihm die Informationen fehlen, die ein Italiener selbstredend besitzt, z.B. zu Fernsehsendungen oder regionaler Politik. Fußnoten oder ein Glossar am Ende hätten abgeholfen.

Ein Buch, auf das sich nicht nur Camilleri-Fans freuen können, sondern alle, die kleine, mit Augenzwinkern erzählte Alltagsgeschichten mögen.