Rezension

Frauenpower und der Kampf um das Erbe des Milchhofs

Der Milchhof – Das Rauschen der Brandung -

Der Milchhof – Das Rauschen der Brandung
von Regine Kölpin

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der Auftaktband der Milchhof Trilogie spielt zwischen 1890-1914 in der Friesischen Wehde an der Nordsee. Aufgrund eines dummen Fehlers kann sich die Bauerntochter Lina der Ehe mit dem cholerischen und egoistischen Thees nicht entziehen. Während die Privatmolkerei wächst und mit Derk Voigt ein talentierter, umsichtiger Obermaier eingestellt wurde, laufen hinter den Kulissen Intrigen, Sabotageakte und eheliche Krisen. Denn erst nach der Hochzeit kommt Lina hinter die Geheimnisse Thees, was sie erpressbar macht.

Doch Linas Liebe zur Molkerei, ein unbändiger Wille, das Erbe ihres Vaters weiterzuführen und sich nicht unterkriegen zu lassen, verhelfen ihr zu manch ungeahnten Ideen und Kräften und sie lernt mit der Zeit, sich ihrem Schicksal zu stellen, auch wenn ihre Gefühle für jemand ganz anderen schlagen.
Die Autorin versteht es, Sympathien und Antipathien zu schüren, eine unterhaltsame und dramatische Story zu kreieren. Aber auch Einblicke in die Milchwirtschaft, die Produktion und dem technischen Fortschritt machen es interessant.

Missverständnisse und langgehegter Groll und Eifersucht sorgen immer wieder dafür, dass Lina zwischen die Fronten gerät und ausbaden muss, was hinter den Kulissen angerichtet wurde.

Obwohl Lina für mich eine wirklich starke, ehrgeizige Frau ist, die trotz aller Umstände treu ihren Pflichten nachkommt und immer wieder aufsteht, empfand ich manche Reaktion dennoch unpassend und nicht immer nachvollziehbar. Auch Derk kam mir manchmal wie ein trotziger Junge vor, der sich aufgrund der Tatsache, dass er nicht bekommen kann, was er haben will in Situationen bringt, die rücksichtslos und unüberlegt sind. Andererseits gibt es aber auch gerade zum Ende Momente, wo er dann wieder wie ein gescholtener Junge in der Ecke steht und alles mit sich machen lässt. Das war zeitweise etwas ermüdend und hat ein paar Sympathiepunkte geraubt.

Alles in allem ist es eine kurzweilige, interessante Geschichte, mit dem so typischen friesischem Dialekt, der in die Zeit des Kaiserreichs abtaucht, in der es für Frauen sehr schwer war, unternehmerisch tätig zu sein. Doch mit Lina lernt man eine mutige, tapfere Frau kennen, die trotz vieler Schwierigkeiten und drohendem 1.Weltkrieg dem Schicksal eine Kampfansage macht.

3,5 Sterne

Nun freue ich mich schon auf Teil 2, der die Familiengeschichte zwischen dem 1. und 2.Weltkrieg weitererzählt.