Rezension

French Cold Girl

Die wunderbare Welt des Kühlschranks in Zeiten mangelnder Liebe - Alain Monnier

Die wunderbare Welt des Kühlschranks in Zeiten mangelnder Liebe
von Alain Monnier

Bewertet mit 4.5 Sternen

Welch ein außergewöhnlicher Titel "Die wunderbare Welt des Kühlschranks in Zeiten mangelnder Liebe" welcher mir im Internet mehrfach ins Auge sprang und sich förmlich aufdrängte, von mir  gelesen zu werden. Angesprochen dadurch, war ich unheimlich neugierig, was sich dahinter verbergen mag. Letztendlich dreht es sich natürlich ganz klar um Kühlschränke und zwar einer Menge Kühlschränke, wobei natürlich auch die Liebe nicht zu kurz kommen wird.

Marie unsere Protagonistin hat eine Selbstbeherrschung, die ich mir für mich manchmal wünschen würde. Ich wäre irgendwann total ausgeflippt und hätte die Kühlschränke aus dem geschlossenen Fenster geworfen. Natürlich nur, wenn ich es Kräftemäßig hinbekommen hätte ☺ Vielleicht unterscheidet dieses mich von Marie, denn sie bewahrt durch und durch die Contenance. Es ist beeindruckend, wie kühl Marie am Anfang erscheint und sie es doch irgendwann schafft aus sich herauszukommen. Diese Feststellung betrifft allerdings nicht die Kühlschränke, sondern die Liebe. Marie ist von ihrer Persönlichkeit eher kühl und trieft halt nicht vor Leidenschaft, was natürlich auch bedeuten kann, dass sie sie zuvor noch nicht entdeckt hat?

Die 160 Seiten sind natürlich schnell gelesen und dennoch bleibt etwas zurück, da der Schreibstil wirklich außergewöhnlich ist. Wie vom Arche Verlag gewohnt, ist auch "Die wunderbare Welt des Kühlschranks in Zeiten mangelnder Liebe" ein eher hochwertiges Buch. Es ist kein Roman, wie man ihn alltäglich liest, da die Sprache mitunter eher poetisch ist und natürlich auch dazu führt, aufmerksamer zu lesen. Einfach mal nebenbei lesen geht nicht, da sonst viel zu viel verloren gehen würde. Es erfordert aufmerksames Lesen, um die Story so zu begreifen, wie sie gewollt wurde. Mir hat es gefallen, denn letztendlich hat Amüsement und Unterhaltung die Oberhand gewonnen, sobald man sich an den Schreibstil gewöhnt hat. Es wirkt zunächst kalt und entwickelt sich immer mehr und mehr dazu, herzerwärmend zu werden. Es beginnt mit einem Kühlschrank, der sich mehrt und mehrt, sodass Marie in ihrer Wohnung nicht mehr genügend Platz hat, um in ihr Bett zu kommen oder eben halt normal zu leben. Sie trägt es mit Fassung und das ist schon sehr bewundernswert. Positiv ist allerdings ihre eigene innere Entwicklung, die dazu führt, dass sie sich vom Liebhaber trennt, der sie letztendlich auch nur benutzt hat und das was in ihr brodelt, nicht wecken konnte. Anders der Schriftsteller, der einen ganz anderen gepflegten Umgang mit Marie hat und aus der unterkühlten Marie eine Marie gestalten kann, die mir wesentlich besser gefallen will. Gut gefallen hat mir auch Maries Bemühungen durch Handwerker und den telefonischen Service, die dann leider doch nicht dazu führen, dass Maries Kühlschrank funktioniert. Interessant ist die tatsächliche Frage, warum nicht ein einziger Kühlschrank in Maries Wohnung funktioniert? Woran mag es liegen? Diese Frage bleibt leider unbeantwortet, schmälert meine Begeisterung aber deshalb nicht. Sehr gerne spreche ich eine Leseempfehlung aus für ein Buch, welches absolut passend beschreibt, wie hilflos man ist, wenn man plötzlich unerwartet Hilfe bekommt, die dann aber so überhand nimmt, dass es schon fast erschreckend ist. Hoffentlich bleibt diese Story Fiktion, denn wer braucht schon 17 nichtfunktionierende Kühlschränke?