Rezension

Für Flusskrebs-Fans

Norden -

Norden
von Sien Volders

Bewertet mit 2.5 Sternen

Eine junge Silberschmiedin muss sich zwischen Authentizität und Ruhm entscheiden nimmt sich dafür eine Auszeit im Norden Kanadas. Sie landet in dem kleinen geschichtsträchtigen Goldgräberstädtchen Forty Miles, dessen Einwohnerschaft sie direkt ins gemeinschaftliche Herz schließt.

Volders erzählt von Liebe, Abhängigkeit und wichtigen Entscheidungen. Leider bin ich mir ihrer Hauptfigur Sarah nicht richtig warm geworden. Es wollte sich mir nicht erschließen, warum sie in ihrer Heimatstadt Vancouver alle Freunde vor den Kopf stößt, in Forty Miles aber instant beliebt ist. In ihr Gefühlsleben erhalten wir wenig Einblick, nur wenn es um ihre Schmuckkollektion geht erfahren wir ansatzweise, was in ihr vorgeht.

Dann hatte ich meine Problemchen mit dem Schreibstil. Ich habe etwas poetisches, wildes, träumerisches erwartet. Raue Natur eindrucksvoll beschrieben. Was ich bekam war aber schlicht Durchschnitt. Ja, es gibt ein paar Naturbeschreibungen – weniger als erwartet –,  aber der Norden Kanadas ist per se eindrucksvoll, sprachlich holt Volders da nichts besonderes raus.

Gut, es gibt ein paar schöne Gedanken zu Kunst und Kommerz. Mary war eine interessante Figur und die drei unterschiedlichen Künstler – Sarah die Silberschmiedin, Mary die Malerin und Adam der Musiker – und ihre individuellen Kämpfe fand ich durchaus interessant! Aber warum muss das in gleich zwei Liebesdreiecke verpackt sein? Und warum dichte ich jemandem einen Hund an (der nur in einem Bruchteil der Szenen überhaupt sinnvoll anwesend sein kann) nur damit ich diesen später als Wendepunkt für meine Figuren dramatisch umbringen kann?! Das geht besser. Auch ohne totes Tier.

Wer Romane mit Naturbeschreibungen und großartige Sprache sucht der sollte zu Tarjei Vesaas greifen, zu „Bell und Harry“ von Jane Gardam, zu Carrs wundervollen „Ein Monat auf dem Land“ oder zu Butlers Kurzgeschichten „Unterm Lagerfeuer“. „Norden“ würde ich tatsächlich eher für Leser empfehlen, die Delia Owens „Gesang der Flusskrebse“ mochten. Ein bisschen Drama, ein bisschen Kitsch, ein bisschen Landschaft. Thats it.