Rezension

Für Lokalpatrioten

Westfalenbräu - Jobst Schlennstedt

Westfalenbräu
von Jobst Schlennstedt

Bei meinen Rezensionen versuche ich immer relativ objektiv zu sein. Bei diesem Krimi kann ich das aber nicht.
Und zwar, weil in meiner Brust eine gehörige Portion Lokalpatriotismus schlägt und die kommt hier nun einmal voll durch! Ich kann es nicht ändern, aber ich mag meine Stadt einfach. Die drei Marktplätze, die schrecklich lange Fußgängerzone, das heimische Bier (ich trinke es zwar nicht, aber trotzdem)(es wäre perfekt, wenn es um die heimische Schokolade ginge), die Festivitäten (das Hökerfest ist der Alptraum aller Klaustrophobiker und Antialkoholiker, vier Tage gerammelt volle Innenstadt und Fressbude an Bierbude, bis auf den Wein-Gänsemarkt), das Schuhgeschäft am Neuen Markt, das es schon gar nicht mehr gibt, den Linnenbauerplatz, der Alte Markt mit seinen Cafes. Und die uralte Geschichte, über die man an manchen Ecken wortwörtlich stolpern kann.
Und natürlich mag ich auch Wurstebrei, der zwar nicht so aussieht, aber trotzdem lecker ist und einiges gemein hat mit Haggis.

Wo war ich?

Ach ja, das Buch.

Mir persönlich ist es zu hektisch, zu viele hingeworfene Brocken, zu viele Beteiligte, über die Informationen verschleudert werden, die eigentlich zu nichts führen. Da lob ich mir die skandinavischen Krimis, die lassen sich einfach mehr Zeit.
Jobst Schlennstedt stolpert selbst zuweilen über seine Wortwahl und lässt seine Protagonisten eher blass wirken, selbst Jan Oldinghaus, (falls sich jemand fragen sollte: ja, solche seltsamen Namen wie die im Buch genannten gibt es wirklich, das hat was mit den Namen der Höfe und den jeweiligen Besitzern zu tun). Die Handlung als solche entbehrt natürlich nicht einer gewissen Dramatik, aber es gibt definitiv bessere, spannendere Krimis. Und stilistisch würde ich ‚Westfalenbräu’ auch eher im unteren Durchschnitt anordnen.

Fazit?
Für Lokalpatrioten zu empfehlen, für alle anderen doch wohl eher schmale Krimikost.