Rezension

Gedankenreise nach Italien

Die Tote am Lago Maggiore - Bruno Varese

Die Tote am Lago Maggiore
von Bruno Varese

Bewertet mit 5 Sternen

Matteo Basso hat Schmerz erfahren und Schatten auf der Seele und sich zurückgezogen aus Mailand - zum Lago Maggiore, wo sein kürzlich verstorbener Vater eine Marcelleria hatte.
Da er in jungen Jahren auch den Beruf des Fleischermeisters erlernt hatte, bevor er nach Mailand ging um dort als renommierter Polizeipsychologe zu arbeiten, kommt er nun zurück an den Lago, um seine Wunden zu lecken und hier das Werk seiner Eltern fortzuführen.
Was genau Schlimmes in Mailand passiert ist, erfährt der Leser nicht. Dass es mit seiner Frau zu tun hat, wird jedoch deutlich.

Am Lago hat sich Matteo mit Gisella angefreundet - allerdings nur platonisch.
Umso entsetzter ist er, als deren Leiche eines Morgens gefunden wird. Alle gehen zuerst von einem tragischen Unglück aus - nur Matteo entdeckt Ungereimtheiten und ist nicht davon zu überzeugen, dass sie einfach nur beim Baden starb. Einzig Kommissarin Zanetti, deren Vater er in Mailand als Polizeipsychologe geholfen hat, kann seine Bedenken nachvollziehen. Matteo ermittelt auf eigene Faust.

Was für ein Roman. Vermittelt schon das Cover einfach nur den Eindruck der schönen Landschaft und des Dolce Vita, so nimmt einen der Roman mit auf eine Reise an den Lago Maggiore. Die Beschreibungen der italienischen Landsmänner, der Gerichte und Gewürze, der Eigenheiten der Bergdorf-Bevölkerung etc... alles ist so plastisch und anschaulich beschrieben, dass das Kopfkino hier voll auf seine Kosten kommt. Während der Lektüre war ich tatsächlich auf einem Kurztrip in Italien. Ich habe mitgefiebert, die Wurst gerochen und die Serpentinen bergauf mit dem Auto genommen.
Wunderschön geschrieben ist der Roman schon mal.

Die Geschichte hat mir ebenfalls hervorragend gefallen. Dachte man Anfangs noch, dass sich die Geschichte um Gabriella und die anderen klingenden italienischen Namen wohl recht schnell und "durchschaubar" aufklären wird, so hat sie doch einige Wendungen genommen, die mich überrascht haben und die ich überhaupt nicht vorhergesehen hatte. Der Bezug zur aktuellen Lage ist ebenfalls vorhanden.

Mir hat gefallen, dass die Eigenheiten der Italiener so liebevoll spöttisch beschrieben wurden.

Ich hoffe, das wird nicht Matteos einziger Fall bleiben, denn der Fleischer aus Cannobio hat mir äuerst gut gefallen und weitere Landschaftsbeschreibungen würde ich mir sehr gerne auch noch durchlesen! So kann man den Kurzurlaub nach Hause verlegen und steigt für eine kurze Zeit aus allem anderen in der Umgebung aus.