Rezension

Gefangen im Zug

Endstation Malma -

Endstation Malma
von Alex Schulman

Bewertet mit 4 Sternen

Ausdruckstarke Bilder einer dysfunktionalen Familie zeichnet Alex Schulman in seinem neuesten Roman „Endstation Malma“.
Drei Familienmitglieder: Harriet, Oskar und Yana erzählen abwechselnd über ihre Reisen mit dem Zug zu dem kleinen, ruhigen Ort inmitten der schwedischen Wälder. Die drei Erzähler unternehmen ihre Reisen zu unterschiedlichen Zeiten und bevor sie ihr Ziel erreichen, schwelgen sie in Erinnerungen an die Ereignisse aus ihren komplizierten Familienleben. Für die drei Zugreisenden sind es gleichzeitig die Zeitreisen durch ihr Leben.
Die Bilder, die dabei entstehen, haben eine enorme emotionale Kraft. Sie bewegen und berühren, schockieren und erschrecken, erzeugen eine düstere Atmosphäre und sind oft schwer zu ertragen.
Trotz all dieser Emotionen sind mir die Charaktere jedoch fremd, unnahbar geblieben, oft konnte ich ihre Handlungen nicht nachvollziehen. Sie alle sehnten sich nach Liebe, könnten jedoch selbst keine Liebe geben.
Die anschauliche Schreibweise, dramatische Szenen und mit einem Cliffhänger endende kurze Kapitel, lassen den Roman zuerst wie einen Thriller wirken; man möchte ihn in einem Rutsch zu Ende lesen.
Doch dann häufen sich die unerklärten, schockierenden Ereignisse, die nur noch verwirren, die Sprache wird direkter und irgendwie rauer, die wiederkehrenden Details und die düstere Atmosphäre ermüden. Und auch der schwache Hoffnungsschimmer am Ende des Romans verfehlt in dem Zusammenhang seine Funktion; er kann mich nicht wirklich überzeugen.