Rezension

Tolles Buch über schwierige Familienbeziehungen

Endstation Malma -

Endstation Malma
von Alex Schulman

Eine Reise durch das ländliche Schweden. Ein zehnjähriges Mädchen und sein Vater, ein Mann mit seiner Frau in einer kriselnden Ehe und eine junge Frau auf der Suche nach den Antworten zu ihrer Kindheit. Sie alle sind unterwegs nach Malma, weil sie hoffen, dort die Lösung für ihre dysfunktionalen Familienbeziehungen zu finden.

Für mich war es das erste Buch des Autors, sodass ich "unvoreingenommen" an das Buch herangehen und es nicht mit vorherigen Werken vergleichen konnte. Und es hat mich sehr beeindruckt. Die Geschichte ist toll konstruiert, wie die verschiedenen Reisen und Personen letztlich zusammengehören. Und auch wenn das nach relativ wenigen Kapiteln schon klar ist, möchte ich das hier nicht spoilern. Die Zugreise strukturiert die gesamte Geschichte, obwohl man durch Rückblenden während der Reise in die jeweilige Geschichte der Figuren eintaucht und vieles abseits der Bahnreise erfährt. Schulman ist eine emotionale Familiengeschichte gelungen, die gleichzeitig dramatisch und andererseits nicht übertrieben oder unglaubwürdig ist. Alle Figuren sind bemitleidenswert und es ist tragisch, wie sie in ihren Familiendynamiken gefangen sind. Das eigentlich Tragische an der Geschichte ist, dass vieles hätte anders verlaufen können, wenn die Figuren nur aus sich heraus gekonnt oder aus ihren Strukturen hätten ausbrechen können. Auch wenn die Handlungsbeschreibung dieses Buches zunächst eher langweilig klingt - ich gebe zu, dass ich mich nicht vom ersten Blick an für dieses Buch interessiert habe, sondern erst nach ein paar Stimmen dazu - entwickelt die Handlung einen stillen Sog und eine gewisse Spannung. Gleichzeitig geht es mit transgenerationalen Beziehungsproblemen oder gar Traumata um ein sehr ernstes Thema, das in einen angenehmen Erzählstil verpackt wird. Wechselnde Erzählperspektiven beleuchten die verschiedenen Probleme von verschiedenen Standpunkten, die alle nachvollziehbar und gerade dadurch besonders beklemmend und tragisch sind. Die Unfähigkeit der Eltern beeinflusst die Kinder ein Leben lang, selbst im Umgang mit ihren eigenen Kindern. Hier wird kein leichtes Thema verhandelt, doch "Endstation Malma" ist es ein beeindruckend einfühlsames Buch, das ich gern gelesen habe.