Rezension

Gegen das Vergessen

Anna und Armand - Miranda Richmond Mouillot

Anna und Armand
von Miranda Richmond Mouillot

Bewertet mit 5 Sternen

Miranda Richmond Mouillot ist ein Kind und kennt es nicht anders. Ihre Großeltern haben sich getrennt und nie mehr miteinander gesprochen. Aber da muss doch einmal eine Beziehung gewesen sein. Als Jugendliche beginnt sie zu hinterfragen. Sie ist zu Besuch bei ihrem Großvater Armand in Genf. Er ist ein schwieriger Mensch. Doch dass er auf ihre Fragen zu der Beziehung ihrer Großeltern nur mit wütendem Verweigern von Antworten reagiert, ist Miranda unverständlich. Sie wendet sich auch an ihre Großmutter Anna, die eine starke und offene Frau ist und zu der sie eine enge Bindung hat. Aber auch ihre Großmutter verweigert freundlich, aber beharrlich Antworten auf Mirandas Fragen.

Da gibt es ein altes, ziemlich verfallenes Häuschen, welches der Großvater wenige Jahre nach dem Krieg für seine Familie kaufte. Die Großmutter möchte es verkaufen, der Großvater weigert sich hartnäckig. Miranda reist nach La Roche und gleich hat das Haus es ihr angetan. Es bringt sie dazu, sich mit der Geschichte ihrer Großeltern zu beschäftigen und dem Rätsel auf die Spur zu kommen.

Doch was macht man, wenn man auf dem direkten Weg nicht weiterkommt? Penetrantes Nachbohren würde unweigerlich Barrikaden aufbauen. Also bleibt nur die Möglichkeit, anderweitig Informationen zu suchen. Miranda recherchiert über viele Jahre, um mehr über ihre Familie und letztendlich über sich selbst zu erfahren. Mehr als zehn Jahre nutzt sie alle sich bietenden Gelegenheiten, um Hinweise und Informationen zu finden. Puzzleteilchen für Puzzleteilchen trägt sie zusammen und langsam fügt sich alles zu einem Bild.

Es ist eine sehr berührende Geschichte über Anna und Armand, welche die Gräuel des zweiten Weltkrieges überlebten und sich dann eine paar Jahre nach Kriegsende in La Roche niederließen. Doch fünf Jahre später hat Anna Armand verlassen und sie haben nie mehr miteinander gesprochen und auch nie über das gesprochen, was zu der Trennung führte. Es hat mich sehr bewegt, die Geschichte von Anna und Armand mitzuerleben. Nachdem sie so viel mitgemacht und den Krieg und die Lager überlebt haben, ist der Grund ihrer Trennung umso erschütternder.

Wie bewegend muss das alles für Miranda gewesen sein? Es ist ihre Geschichte, die Geschichte ihrer Familie und ein Stück Zeitgeschichte, und es ist ein empfehlenswertes Buch, welches dazu beiträgt, nicht zu vergessen, was damals geschehen ist.