Rezension

Gehört der Islam wirklich zu Deutschland?

Inside Islam - Constantin Schreiber

Inside Islam
von Constantin Schreiber

Bewertet mit 5 Sternen

Das Sachbuch des Islamkenners und Tagesschau-Journalisten Constantin Schreiber steht zurzeit auf der SPIEGEL-Bestsellerliste und das zu Recht. 

In „Inside Islam“ bekommt der interessierte Leser einen Einblick in die Welt der deutschen Moscheen. Die genaue Anzahl der islamischen Gotteshäuser in Deutschland kann nicht einmal der deutsche Verfassungsschutz angeben, weil es einerseits keine verbindliche Liste gibt und sich andererseits einige Moscheen in unscheinbaren Gebäuden und damit im Geheimen befinden. Was man allerdings weiß, dass es ca. 4 Millionen Muslime in Deutschland gibt. 

Als Nahostexperte spricht Constantin Schneider fließend Arabisch, was ihm bei seiner achtmonatigen Recherchereise durch Deutschland eigentlich zum Vorteil gereichen sollte – tut es aber nicht. Denn die Imame der besuchten Moscheen in Berlin, Leipzig, Magdeburg und Karlsruhe sind wenig auskunftsfreudig. Gern vertrösten sie den engagierten Journalisten auf später – doch wann wird dieses Später wohl sein? Darüber hinaus beherrschte nur ein einziger der befragten Prediger die deutsche Sprache so gut, dass er auf Deutsch interviewt werden konnte. Die Mehrheit lebt zwar seit Jahren in Deutschland, aber predigt in Arabisch oder Türkisch. Nichtsdestotrotz ließ sich Schneider nicht entmutigen und befragte anstelle der Prediger renommierte Islamforscher – so viel zum Thema, es gäbe einen Dialog der Religionen…

Im Fokus des informativen wie interessamten Sachbuchs stehen die Freitagsgebete in deutschen Moscheen. Der Autor hat zig dieser religiösen Veranstaltungen besucht, um sich ein Bild des Islams in Deutschland zu machen. Doch der Islam ist alles andere als eine glasklare Angelegenheit. Die verschiedenen Konfessionen (Sunniten, Schiiten, Aleviten etc.) gehen mit verschiedenen Ansichten und Schwerpunkten einher. Eines war allerdings bei allen Predigten, denen der Autor, gelauscht hat gemein, sie beschreiben Deutschland als gefährlichen und freiheitlichen Staat, vom dem man sich als Muslim eher abkapseln und so den Islam in der Welt verbreiten sollte. Ich sehe diese negativen Tendenzen kritisch und plädiere auf einen offenen Dialog. Doch wie soll es zu einem solchen kommen, wenn nicht einmal Imame bereit sind, ihre Lehre bzw. Predigt der Presse oder den interessierten Deutschen zu erklären?

FAZIT
Ein spannendes Sachbuch, das die Ohnmacht des deutschen Staates vor der Wirkmacht des Islam offenbart und zeigt, dass sich das Phänomen der Parallelgesellschaften nicht nur auf Berlin beschränkt.

Kommentare

Steve Kaminski kommentierte am 19. April 2017 um 09:27

Ich habe gerade Wandagreens gute Rezension gelesen und bin so auf Deine auch sehr gut geschriebene gestoßen.

"Gefährlich und freiheitlich" - da ist wohl "freiheitlich" mit negativen Assoziationen verbunden?