Geht direkt unter die Haut
"Die Drei" von Sarah Lotz ist die Geschichte einer schrecklichen Tragödie. An einem einzigen Tag stürzen auf der ganzen Welt insgesamt vier Flugzeuge ab. In dreien der Wracks wird je ein Überlebender gefunden: Kinder, die die Katastrophe wie durch ein Wunder überlebt haben.
An genau diesem Hebel setzt das Buch an: Aufgepeitscht durch die wildesten Spekulationen der Medien fangen die Menschen an, sich zu fragen, wie genau es diese Kinder geschafft haben können, mit nicht mehr als ein paar blauen Flecken aus den Flugzeugteilen geborgen zu werden. Sind sie Gesandte Gottes? Sind es teuflische Dämonen? Vielleicht sogar Aliens? Ganz besonders in Amerika kommt es zu den abstrusesten Ideen.
Geschrieben in Form von Interviews, Mitschriften von Telefonaten, Auszügen aus Chatforen und Emails ist es aus der Sicht der Reporterin geschrieben, die sich ganz und gar einer Aufgabe widmet: ein Buch über die "Drei" zu schreiben und ihre wahre Identität aufzudecken. Leider ist es genau dieser Punkt - die Tatsache, dass es eben kein Roman ist, der in einem fort erzählt wird, sondern von außen betrachtet wie ein zusammengesetztes Wirrwarr wirkt - der mich erst hat zögern lassen, dieses Buch zu lesen.
Ziemlich schnell jedoch hat es mich trotz gewöhnungsbedürftiger Machart gefesselt. Eine Geschichte, wie sie überall tagtäglich passiert - ein Ereignis, das durch die Presse massiv aufgebauscht wird und alle Beteiligten eben darunter am meisten leiden. Selbstverständlich verhalten sich die Kinder anders als vor dem Unglück, wie könnten sie auch ein solch traumatisches Erlebnis psychisch gänzlich unbeschadet überstehen? Doch trotz aller Skepsis gegenüber dem Unnatürlichen: Irgendetwas scheint mit diesen Kindern tatsächlich nicht zu stimmen... Bis zuletzt bleibt es spannend, die Charaktere sind schlüssig und man fiebert geradezu mit ihnen mit. Tolle Story!