Rezension

Gelugene Fortsetzung von "Herz aus Glas", aber mit einigen Längen

Herz in Scherben
von Kathrin Lange

Bewertet mit 3.5 Sternen

Zum Inhalt

Seit den Geschehnissen auf Martha's Vineyard sind mehrere Monate vergangen. Juli und David leben jetzt in Julis Heimatstadt Boston, wo sie beide versuchen, die dramatischen Erlebnisse auf den Klippen zu verarbeiten. David hat starke Erinnerungslücken, doch er ist sicher: Er muss etwas Schreckliches getan haben. Immer mehr zieht er sich von Juli zurück und stößt sie von sich.

Obwohl beide nie wieder nach Martha's Vineyard zurückkehren wollten, nimmt David eine Einladung zur Geburtstagsfeier seines Vaters an. Juli folgt ihm widerwillig. Kaum auf der Insel angekommen, verhält sich David sehr eigenartig und aggressiv, und Juli wird von Albträumen gequält.

Dann wird die Leiche einer jungen Frau angeschwemmt. Handelt es sich um Davids Ex-Verlobte Charlie? Und was ist damals tatsächlich mit ihr passiert?

Meine Meinung

Mit "Herz in Scherben" liegt nun endlich der sicherlich von vielen langersehnte zweite Band der "Herz aus Glas"-Trilogie vor. Obwohl ich das erste Buch als abgeschlossen empfand, ist es der Autorin tatsächlich gelungen, aus der Geschichte nochmal richtig viel herauszuholen. Diesmal geht es weniger um den Fluch, sondern um Davids Psyche und die wirklichen Geschehnisse rund um Charlies Tod.

Für mich hatte das Buch doch einige Längen. Dieses Hin und Her mit den Klippen und den Albträumen kannte ich schon vom ersten Band, und es wird langsam etwas langweilig. Auch die Protagonisten waren mir nicht mehr so sympathisch. Bei allem Verständnis für Davids Probleme, hat er sich meiner Meinung nach in diesem Band wie der letzte Arsch aufgeführt. Er ist nicht nur ätzend zu Juli, sondern hat auch ein gewisses Aggressionsproblem. Juli mochte ich eigentlich von Anfang an, sie ist ein sehr empathischer und hilfsbereiter Mensch, doch in diesem Band hat sie sich zu sehr herumschubsen lassen. An ihrer Stelle hätte es mir irgendwann mal gereicht. Wieso sie sich so von David behandeln lässt, ist mir ein Rätsel, auch, was sie eigentlich genau an ihm findet. Ich schätze, es ist eine Mischung aus einem stark ausgeprägten Helferkomplex und Davids oft erwähntem tollen Aussehen... Wenn David sie 10x blöd anmacht und dann 1x plötzlich wieder liebevoll ist, ist das trotzdem kein Grund, sich sein Verhalten gefallen zu lassen.

Spannend hingegen fand ich, dass das problematische Verhältnis zwischen David und seinem Vater Jason näher beleuchtet wird. Zudem dürfen auch mal Julis Vater und ihre Freundin Miley eine größere Rolle spielen, und es werden - neben Nebenfiguren aus dem ersten Band - nun auch weitere Charaktere vorgestellt, wie z. B. der Psychologe Walt.

Überflüssig hingegen fand ich Lizz und Carlos, die im Endeffekt nur dazu da waren, David und Juli anzuflirten und unnötige Eifersuchtsszenen zu provozieren. Als ob Juli und David nicht auch schon so genügend Reibungspunkte gefunden hätten...

Was ich trotz der Schwächen dieses Bandes auch hier wieder gut finde, ist der Schreibstil, der sich sehr flüssig liest. Kathrin Lange schafft es in ihren Jugendthrillern immer, trotz Längen einen Spannungsbogen aufzubauen, und genau wie im ersten Band ist die Stimmung hier wieder eher düster und beklemmend.

Es war in den mir bekannten Jugendthrillern von Kathrin Lange manchmal recht offensichtlich, wer der Täter ist oder was noch so als Highlight passieren wird, aber der Weg dahin ist doch immer mit vielen Überraschungen und Wendungen gepflastert. Das ist auch hier der Fall.

War "Herz aus Glas" noch komplett abgeschlossen, endet dieser Teil mit einem absoluten Cliffhanger. Ich persönlich mag das ja nicht so, aber damit muss man wohl rechnen, wenn man eine Buchreihe liest. Immerhin verspricht dieses offene Ende eine interessante Fortsetzung, während ich ja beim ersten Buch Zweifel hatte, wie man hier noch zwei Folgebände zaubern möchte. Aber so wird der Abschluss der Trilogie sicherlich noch sehr spannend werden!