Rezension

Genau meine Welt

Infinity Falling - Mess Me Up -

Infinity Falling - Mess Me Up
von Sarah Sprinz

Bewertet mit 4.5 Sternen

Von Sarah Sprinz hat mir die letzte Reihe an der Danbridge Academy nicht so ideal wie die Reihe davor gefallen, weil ich schnell den Eindruck gewonnen hatte, dass die Autorin einen Stil für ihre Figuren hat, der einfach erwachsener ist und damit zu Jugendlichen nicht optimal gepasst hat. Die neue Reihe nun handelt von jungen Erwachsenen, also genau perfekt für den Stil und spielt in der Film- und Serienwelt, wo neben den Büchern mein zweites Zuhause ist. Die Voraussetzungen waren also ideal, dass die neue Reihe wieder genau den Sprinz-Charme für mich entwickelt.

Die geschaffene Welt war wirklich großartig. Man hat gemerkt, dass die Autorin sehr gut recherchiert hat. Da ich beruflich genauer weiß, wie es so bei Produktionen und damit verbundenen Promoauftritten läuft, kann ich wirklich nur festhalten, dass ich alles zwischen den Seiten wiedergefunden habe. Ich finde es auch genau richtig, dass Sprinz eben keine rosarote Welt dazu erschafft, sondern tatsächlich lieber die reale Version, die die Schattenseiten dieses öffentlichen Lebens sehr gut abbildet. Mir haben wirklich viele Details gefallen, wie die Darstellung, warum manche gecastet werden, die Dreharbeiten selbst, das Intimitätscoaching am Set und auch die Veranstaltungen drum herum. Ich fand nichts überzeichnet, somit hat die Autorin angemessen mit der Dramatik gearbeitet, so dass ich eine sehr natürliche Erzählung bekommen habe, bei der ich jetzt schon gespannt bin, wie sie mit den weiteren zwei Bänden fortgesetzt wird.

Nächster Bonus: die ganzen Verbindungen zur „What If“-Reihe. Mit der fing alles an und mit der hat mich die Autorin eingefangen, weswegen es überhaupt nicht wundert, dass mein Herz aufgegangen ist, die lieben Figuren wiederzusehen. Und tatsächlich habe ich auch erst mit diesem Buch begriffen, dass der Cole aus dem angekündigten dritten Band der ist, den ich bereits kenne. Was für eine Idee! Vor allem finde ich diese Verbindungen so passend, weil es eben in der Film- und Serienwelt immer mehr verschachtelte Welten gibt, sogenannte Spin-Offs und die Autorin überträgt das perfekt, indem sie die Welten zweier Reihen von sich miteinander verbindet, aber ohne dass es erzwungen wirkt. Sehr gut!

Kommen wir wieder zurück zum eigentlichen Buch und da muss es jetzt natürlich noch um die Figuren gehen. Ich fand beide wirklich gut gemacht, denn man konnte mit ihnen von Anfang an mitfühlen, denn durch die wechselnden Perspektiven ist man stets in ihrem Innenleben dabei und kann alles nachvollziehen. Die thematischen Inhalte sind natürlich schwer, weswegen es wichtig war, dass die beiden Manager sowie dann eben die Nebenfiguren wie Hope und Scott als Ausgleich da waren, um immer wieder Gemütlichkeit und eine gewisse Zufriedenheit zu erzeugen. Aber Aven und Hayes haben sich natürlich auch gegenseitig viel gegeben, weswegen die Chemie der beiden das A und O war. Grundsätzlich konnte ich mich mehr mit Aven identifizieren, denn ich verstehe den Reiz dieser Welt, kann aber auch gleichzeitig nachvollziehen, dass er privat zu viele Opfer verlangt, weil man sich gefühlt auch nicht mehr selbst gehört. Man hat es deutlich gemerkt, indem sie am Set völlig in ihrem Talent aufgegangen ist, aber dann abseits davon größere Probleme hatte und vor allem nachts von Dämonen heimgesucht wurde. Die Geschichte von Hayes wiederum hat mich mehr mitgenommen, auch wenn mir die entsprechenden Gedanken selbst fremd sind. Zunächst aber Kompliment, das Thema Essstörung mit einem Mann zu behandeln. Sowieso ist generell das Thema erstmal schon ein Risiko, aber die Wahl des Geschlechts ist der Bonus. Ich fand auch die innere Gefühlslage sehr intensiv dargestellt und es hat mich wirklich erschüttert, zumal es eben so konsequent durchgezogen wurde, dass es nicht wie ein Nebenthema wirkte. Richtig stolz hat mich aber gemacht, dass die Autorin keine Wunderheilung dargestellt hat, dass also Hayes mit seinem Problem auch am Ende noch da steht und dass Aven als Gegenstück wirklich gut in vielen Situationen reagiert hat und ihm auch an seinem Tiefpunkt stets mit Liebe begegnet ist. Diese ganze Entwicklung hat mich wirklich tief beeindruckt.

Zum Abschluss habe ich noch einen Punkt, der mir weniger gut gefallen hat, aber zum Glück auch nur wenig Raum eingenommen hat. Die Rückblicke waren in einer merkwürdig unpersönlichen Stilistik geschrieben und haben emotional bei mir für eine Barriere gesorgt. Das fand ich etwas schade, denn im Grunde waren diese Szenen der Anfang von Aven und Hayes und da hätte bei mir mehr ankommen müssen. Nicht optimal waren letztlich auch die vermittelten Hinweise auf den Inhalt des Films. Ich kann mir zwar ungefähr vorstellen, in welche Richtung es geht, aber auch hier wären ein paar Details mehr nicht schlecht gewesen.

Fazit: „Infinity Falling“ ist der Auftakt einer Reihe, der schon jetzt richtig Lust auf mehr macht. Die Stärken von Sarah Sprinz kommen hier wieder optimal zur Geltung, denn sie kann sich bestens in andere Welten einfinden und ausgiebige Recherchen zu einem Thema authentisch fiktional rüberbringen. Setting und Figuren haben mich gleichermaßen mitgenommen und hier will ich unbedingt mehr von lesen.