Rezension

Geschickt konstruiertes Jugendbuch zum Thema Flucht

Das Schicksal der Sterne - Daniel Höra

Das Schicksal der Sterne
von Daniel Höra

Bewertet mit 4 Sternen

"Das Schicksal der Sterne" ist ein geschickt konstruiertes Jugendbuch, das sich dem Thema der Flucht widmet. Ineinander verwoben erzählt Daniel Höra die Geschichten von Adib und Karl. Der 15-jährige Adib, ein Flüchtling aus Afghanistan, ist über Umwege in Berlin angekommen. Der 83-jährige Karl ist als Flüchtling aus seiner schlesischen Heimat nach dem Zweiten Weltkrieg nach Berlin gekommen. Aber nicht nur die Flucht verbindet die beiden, sie haben auch ein gemeinsames Hobby: die Astronomie. 

Und gerade dieses Hobby ist es, das die beiden so unterschiedlichen Personen zusammenführt. Erst allmählich beginnen die beiden dann zu erzählen. Dabei bemerkt man sehr, dass es sich um ein Jugendbuch handelt. Zu den realistisch erzählten Geschichten gibt es immer wieder stark deutende Passagen. So wird nicht nur einmal erklärt, dass Karl - wie auch Adib - sich wie in einer Parallelwelt vorkommen. Und auch die Personen sind teilweise Typen: neben Adib, der sich in Berlin doch recht gut zurechtfindet, tritt sein Bruder, der von seinen Erlebnissen traumatisiert ist. Neben die hilfsbereiten Menschen treten diejenigen, die Adib drangsalieren. Dann muss sich die Handlung zum Schluss hin noch einmal zuspitzen, so unwahrscheinlich es auch ist. Und ja: am Schluss muss es irgendwie gut ausgehen. 

Allerdings gelingt es Daniel Höra, Hauptfiguren zu beschreiben, die alles andere als stereotyp handeln. Es sind Persönlichkeiten, die ihre eigene Geschichte haben, die nicht immer berechenbar sind. Adib, der immer wieder an sich und der Welt zweifelt; Karl, der auch seine zweifelhaften Momente hat, so gutmütig und liebenswert er auch ist. Dass Adib und Karl sehr ähnliche Erfahrungen auf der Flucht gemacht haben, wird nicht plakativ vermittelt, sondern ist gut zwischen den Zeilen verpackt. Auf moralinsaure, pathetische Wertungen und Vergleiche wird verzichtet. 

So lässt sich in "Das Schicksal der Sterne" nicht nur lernen, mit welchen Problemen Menschen bei einer Vertreibung zu kämpfen haben, sondern auch, was Menschen bewegt, die auf der Flucht sind. Und das ist nicht wenig.