Rezension

Geschmackssache

Ein gutes Herz - Leon De Winter

Ein gutes Herz
von Leon de Winter

Ein gutes Herz hat der Franziskanerpater Jimmy, aber er fühlt sich auch unwiderstehlich von schönen Frauen angezogen. Als er an einem Hirntumor erkrankt, spendet er alle seine Organe und sorgt dafür, dass sein Herz dem früheren Partner seiner Geliebten Sonja eingepflanzt wird: Der Empfänger Max Kohn, ein jüdischer ehemaliger Drogenboss, will nun herausfinden, ob diese Transplantation Zufall oder Absicht war.

Solche skurrilen Zusammenhänge kennzeichnen das Buch wie auch die permanente Vermischung von Fakten und Fiktion: Theo van Gogh, der niederländische Filmemacher, wird von einem islamistischen Attentäter ermordet - Fakt; er erhält im Jenseits einen Auftrag als Schutzengel für Max - da niemand und auch nicht der Autor wissen kann, was nach dem Tod geschieht, kann das wohl als Fiktion gewertet werden; einer von Max´ Freunden ist der Schriftsteller Leon de Winter, den Theo regelmäßig geschmäht hat (Fakt), Theos Mörder wird von Terroristen durch Erpressung befreit (Fiktion) und immer so weiter.

Dieses Spiel wird Wahrheit und Phantasie fand ich interessant und ertappte mich mehrmals beim Wunsch, doch einmal zu googeln, was denn nun tatsächlich geschehen und was erfunden ist. Faszinierend fand ich auch die Idee, dass der Autor sich selbst als Person einführt, wobei er ein eher negatives Bild von sich zeichnet. Unterhaltsam auch die Einschübe, die den Lichtstrahl als einzige Eingriffsmöglichkeit des Schutzengels wissenschaftlich untersuchen. Dennoch hat das Buch mich nicht wirklich fesseln können - den Grund dafür habe ich leider nicht identifizieren können. Und so war ich hin- und hergerissen zwischen Amusement über einzelne Wendungen und etwas Langeweile, die meine Gedanken öfter abschweifen ließ. Ich vermute, dass die Beurteilungen der Leser stark auseinandergehen werden und bin gespannt auf Kommentare.