Rezension

Große deutsche Literatur!

In Zeiten des abnehmenden Lichts - Eugen Ruge

In Zeiten des abnehmenden Lichts
von Eugen Ruge

Eugen Ruge erzählt (bekanntermaßen) in diesem Familienroman die Geschichte seiner eigenen Familie, fiktionalisiert und dabei unglaublich authentisch. Sehr klug verwebt Ruge dabei die in verschiedenen Jahren zwischen 1952 und 2001 spielenden Kapitel, welche - nicht immer aber häufig - aus jeweils einer anderen Figurenperspektive einer der handelnden Familienmitglieder erzählt werden. Dabei kommen wir häufiger zurück auf den 01. Oktober 1989 und gerade diese Kapitel sind die - von sowieso allen eindrucksvollen Kapiteln - die herausragendsten. Denn hier bekommt der Leser einen Einblick in verschiedene Facetten ein und derselben Szenerie. Ansichten zum weiteren Schicksal der DDR werden genauso beleuchtet wie persönliche Schicksale und Befindlichkeiten. Personen, die zunächst wenig Sympathie evozierten, bekommen eine unglaubliche Tiefe und werden in ihren Handlungen authentisch nachvollziehbar.

Mir gefällt an diesem Roman, dass er nicht den medialen "DDR-Einheitsbrei" der vergangenen 20 Jahre widerspiegelt, sondern durch den familiären Hintergrund eine große psychologische Tiefe erhält. Es werden Themen behandelt, die nicht schon bis über die Erträglichkeitsgrenze hinaus ausgeschlachtet wurden und man macht sich beim Lesen weniger bekannte Themen der Historie bewusst.

Insgesamt ist dies - durch seine Form aber auch den Inhalt - ein sehr abwechslungsreicher, kluger, kurzweiliger (!) und auch spannender Familienroman, welcher es schafft über 50 Jahre Geschichte hinweg, das Interesse Lesers zu wecken. So gibt es schlussendlich eine dringende Leseempfehlung meinerseits für diesen großen - und zu Recht mit dem Deutschen Literaturpreis ausgezeichneten - deutschen Familienroman.