Rezension

Gut, aber nicht der triumphale Abschluss, den ich mir gewünscht hätte

Bridgerton - Hochzeitsglocken für Lady Lucy -

Bridgerton - Hochzeitsglocken für Lady Lucy
von Julia Quinn

Bewertet mit 3.5 Sternen

Als großer Bridgerton-Fan hatte ich dem letzten Band aus der international gefeierten Buchreihe Julia Quinns sowohl gespannt als auch mit einer gehörigen Portion Wehmut entgegengesehen; ich wollte unbedingt wissen, wie der letzte ledige Sprössling der sympathischen Großfamilie unter die Haube kommt, war allerdings noch nicht bereit, mich anschließend von den Figuren zu verabschieden, so sehr genoss ich es, für ein paar Lesestunden Teil ihrer Welt zu sein. Vielleicht lag es an meinen recht hohen Erwartungen, da ich den Schreibstil der Autorin mittlerweile zu kennen glaubte, doch ausgerechnet bei Gregorys Geschichte fehlte mir etwas.

Es ist ein guter Regencyroman, aber im Vergleich mit den Vorgängerwerken verblasst er. So wie die weibliche Hauptfigur, Lady Lucinda Abernathy (kurz: Lucy), das Gefühl hat, stets im Schatten ihrer bildhübschen, reizenden besten Freundin und Herzensschwester Hermione Watson zu stehen, ging es mir mit der Story – sie war neben den anderen Bänden "auf jede ersichtliche Art etwas weniger" bzw. "nicht so ganz".

Während Lucy mir im Laufe immer weiter ans Herz wuchs - sie ist schließlich auch eine bemerkenswerte junge Frau, loyal, intelligent, liebenswert, aufrichtig, familienorientiert -, konnte ich mich, so leid es mir tut, für Gregory, dem eindeutig ein Ziel im Leben fehlte, kaum erwärmen. Damit meine ich nicht, dass er sich negativ verhalten hätte, im Gegenteil, ich fand es beeindruckend, dass er z.B. fest an die wahre Liebe glaubte und bereit war, mit großer Geste darum zu kämpfen. Er hat eben wirklich das Pech, der vierte Sohn der Familie zu sein – und all seine Brüder erschienen mir schlichtweg bemerkenswerter, wacher, feuriger, eindringlicher beschrieben. Müsste ich Gregory eine Temperatur zuordnen, wäre es ein Lauwarm; nicht ungemütlich, aber halt nichts dauerhaft Behagliches.

Der Einstieg in die Handlung startete gleich mit einer ungewöhnlich dramatischen Szene: Gregory stürzt in eine Kirche, wo gerade eine Trauung stattfindet, und wirft sich der Braut (eines anderen Mannes) in theatralischer Geste zu Füßen; er erklärt der geschockten Dame vor versammelter Gesellschaft seine Liebe und fleht sie an, stattdessen lieber ihn zu heiraten. Wer die Frau ist, verrate ich an dieser Stelle natürlich nicht, und wie sie auf Gregorys spontanen Antrag reagiert, müsst ihr ebenfalls selbst lesen!

Ich hatte mich komplett darauf verlassen, ein fulminantes Reihenfinale zu lesen, ein Feuerwerk der Emotionen zu erleben, und wünschte mir einen gebührenden Abschied von allen Bridgertons. Letztlich war ich aufgrund der wenigen Szenen mit der gesamten Bridgerton-Familie tatsächlich ein klein wenig enttäuscht; ihr Anteil ist ziemlich gering, viel zu wenig für ein Reihenende. Zwar gab es humorvolle Passagen, die typisch Quinn'schen Irrungen und Wirrungen - wer liebt wen und wann wird geheiratet – und der Start verlief, aus oben genannten Gründen, enorm mitreißend, doch irgendwie packte es mich insgesamt einfach nicht.

Fazit: Nicht der triumphale Abschluss, den ich mir gewünscht hätte, wobei dies angesichts des nach wie vor angenehmen Schreibstils der Autorin Jammern auf hohem Niveau ist. Ich vergebe 3 ½ solide Sterne und bedanke mich für diese wundervolle Buchreihe, die in das Bücherregal einer jeden Janeite gehört.