Rezension

Gut zu lesen aber wenig informativ

Unter Tränen gelacht - Bettina Tietjen

Unter Tränen gelacht
von Bettina Tietjen

Bewertet mit 3 Sternen

In "Unter Tränen gelacht" berichtet Bettina Tietjen über die Demenzerkrankung ihres Vaters. Auf rund 300 Seiten erzählt sie die Geschichte von dem Tag an, an dem ihr Vater nicht mehr alleine zuhause wohnen konnte, bis zu seinem Tod.
Die Geschichte beginnt mit dem Umzug ihres Vaters aus der eigenen Wohnung in Wuppertal in ein Heim in Hamburg. Neben der Veränderung ihres Vaters schildert Frau Tietjen vor allem den Heimalltag.
Im Großen und Ganzen ist der Bericht interessant und angenehm zu lesen. Es gibt auch einige Rückblicke in die Zeit, als sich die ersten Symptome zeigten. Leider sind diese Rückblicke sehr unsortiert. Man gewinnt den Eindruck, dass die Rückblicke einfach an der Stelle stehen, an der sie der Autorin beim Schreiben eingefallen sind und nicht da, wo sie am besten hinpassen.
Desweiteren lernt man leider nicht sehr viel über Demenz. Man erfährt zwar, wie sich ihr Vater verändert und man lernt auch einige andere Demenzkranke kennen aber das Ganze bleibt doch sehr an der Oberfläche.
Leider ruiniert Frau Tietjen das ohnehin schon nicht überragende Buch auf den letzten Seiten, indem sie sich ein moralisches Urteil anmaßt:

"Wenn diejenigen, die sich nach der Alzheimer-Diagnose umbringen, wüssten, dass es das hier ist, was sie erwartet - würden sie es trotzdem tun?" (S. 300)

Auch folgendem Satz, kann ich so gar nicht zustimmen:

"Demenz kann zur Katastrophe werden oder zur Chance, es kommt darauf an, wie wir damit umgehen." (S. 303)

Wie bitte? Familien, bei denen es weniger ideal läuft, sind selber schuld, weil sie falsch mit der Situation umgegangen sind? 

Ohne diese Urteile am Ende wäre ich noch auf knappe 4 Sterne gekommen, so sind es nur 3.