Rezension

Gute Idee, etwas schwache Figuren

Frozen Time - Katrin Lankers

Frozen Time
von Katrin Lankers

Bewertet mit 3.5 Sternen

Tessa wacht auf, im Krankenhaus, ohne Erinnerung an ihr vorheriges Leben. Milo soll ihr helfen, ihre Erinnerungen wieder zu finden, doch als sie sich erinnert, weiß sie nur eines: sie kann niemandem trauen. Denn das Projekt Frozen Time, das ihrer Gesellschaft ein langes Leben ermöglichen soll, hat seine Tücken und Tessa weiß mehr, als ihr lieb ist. Dabei muss sich nicht nur zwischen gestern und heute Entscheidungen treffen, sondern auch zwischen Milo und Finn, ihrem alten Leben und ihrer Zukunft.

Das Buch ist auch der Ich-Perspektive und im Präsens verfasst. Ein bisschen einfach wirkt der Stil dabei und ich finde den Tempus etwas unpassend, weil es am Ende einen Ausblick in Tessas Zukunft gibt, wodurch das vorangegangene weit in die Vergangenheit gesetzt wird. Auch wirkt manches zu distanziert, obwohl die Ich-Erzählerin ja genau das verhindern soll. Dadurch, dass Tessa zu Beginn so viel weiß wie der Leser (nämlich nichts), wird hier zwar nähe aufgebaut – intensiviert dadurch, dass sie ihre Erinnerungsschnipsel nur mit dem Leser teilt, mit sonst aber niemandem, doch sobald sie sich richtig erinnert, rückt sie etwas ab.
 Die Idee der Handlung finde ich dabei großartig, der Überraschungseffekt bleibt nicht aus, auch wenn daraus dann – meiner Meinung nach – zu wenig gemacht wird. Auch der Zukunftsausblick ist etwas unrealistisch für mich, denn nur weil ein Regierungsprojekt abgeschafft wird, muss das nicht für alle gelten und Tessa bewirkt ja keinen vollkommenen Umsturz, jedenfalls wird das nicht mehr gezeigt.
 Die dystopische Zukunftsversion finde ich dagegen sehr gut und glaubwürdig, gerade aus unserer Perspektive. Gerade, dass die wenigsten bemerken, wie sie manipuliert und kontrolliert werden, glaube ich sofort. Dass sie damit nicht zwangsläufig glücklich sind, wird in Milo wunderbar gezeigt, der nicht nur zynisch ist, sondern gerade gesunde Ernährung nicht so gerne hat – sich aber dennoch daran halten muss.
 Der medizinische Hintergrund des Romans ist dabei eindrucksvoll und detailliert. Vieles wird erklärt, aber nicht so, dass es langweilig wirkt, sondern beispielsweise, indem sich Tessa wundert, dass sie sich nicht an ihren Namen erinnern kann, aber an solche Fachbegriffe. Gerade dadurch ist die Sprache nicht zu einfach. Der Roman ist damit zwar für Jugendliche ausgelegt, aber vor allem für solche, die über ihre Nasenspitze hinaus denken.
 Alles in Allem war das Buch demnach interessant und gut zu lesen. In die Riege meiner Lieblingsroman kommt es allerdings nicht. Vielleicht trifft mybooks ja das nächste Mal besser ins Ziel. Es war auf jeden Fall schön, so mal etwas anderes kennen zu lernen und Ideen für meinen SuB zu bekommen.