Rezension

Gute Nachbarschaft

Tür an Tür -

Tür an Tür
von Dominik Barta

Bewertet mit 3 Sternen

Zunächst hat mir das Buch wunderbar gefallen. Der Ich-Erzähler Kurt, Anfang 30, Lehrer, homosexuell, bezieht seine erste Wohnung in einem Genossenschaftsbau in Wien. Er knüpft verschiedene nachbarschaftliche Beziehungen zu anderen Mietern mit ihren ureigenen persönlichen Hintergründen. Wichtige Bezugspersonen sind auch sein Freund aus Kindheitstagen und einer seiner Schüler, ein kurdischer Flüchtling. Zeitlich ist die Geschichte vorwiegend im Sommer des Jahres 2014 angesiedelt und gelungen wird immer wieder auf seinerzeit aktuelle Ereignisse eingegangen, wie die Fußballweltmeisterschaft, die Besuche des türkischen Präsidenten in Europa, der Einfluss des sog. Islamischen Staates in Syrien und dem Irak. Zum Thema Homosexualität gibt es interessante Gedankengänge, denn Kurt hat sich zwar geoutet, lebt seine Homosexualität aber nicht aus. Was mir dann aber gänzlich missfallen hat und letztlich zu einer Herabstufung in der Bewertung führt, ist, wie die Geschichte rund um Kurt und seinen Schüler vor dem Hintergrund des Erdogan-Besuchs einen Eigencharakter annimmt und eine mir unpassend erscheinende Fahrt aufnimmt.