Rezension

gute Unterhaltung, aber keine Spitzenklasse

Der Schneeleopard - Tess Gerritsen

Der Schneeleopard
von Tess Gerritsen

Bewertet mit 4 Sternen

In Botswana im Okawangodelta ist eine siebenköpfige Touristengruppe auf eine Safari aufgebrochen, begleitet von ihrem Safariguide Johnny und dem Fährtensucher und Koch Clarence. Aus der Sicht von Millie werden die Geschehnisse geschildert. Millie wollte eigentlich gar nicht auf Safari gehen, doch ihr Freund Richard hat sie überredet. Ihre Beziehung steht kurz vor dem Aus, aber Millie hat es noch nicht ganz erkannt, versucht Richard noch einmal zu gefallen, indem sie mitgekommen ist. Allerdings hat Richard nur Augen für die beiden jungen Frauen Sylvia und Vivian, auf die allerdings auch Elliot ein Auge geworfen hat.

 

Als sie am zweiten Morgen Spuren von einem Leoparden im Lager finden, erkennen sie, dass sie auf Johnny hören sollten, wenn er sie warnt, nicht alleine das Lager zu verlassen. Keiner von den Teilnehmern hatte die Glöckchen des Absperrdrahtes nachts gehört, die sie eigentlich vor den ungebetenen Gästen warnen sollen, nur Clarence und Johnny war es aufgefallen.

 

Der dritte Morgen beginnt dann jedoch mit einem Schrecken. Als die jungen Frauen ihre Morgentoilette verrichten wollen, entdecken sie nur noch Überreste von Clarence, ein paar Haare, einige abgenagte Knochen und ein wenig Stoff. Alle glauben an einen Unfall eines unvorsichtigen Clarence, auch wenn es wenig wahrscheinlich ist. Als dann aber am nächsten Morgen ein anderer Teilnehmer spurlos verschwindet und seine Überreste als Leopardenmahlzeit auf einem Baum wiedergefunden werden, kippt die Stimmung unter den restlichen Teilnehmern und Johnny und jeder verdächtigt jeden, falsch zu spielen und zu morden.

 

Sechs Jahre später werden Detective Rizzoli und die Gerichtsmedizinerin Dr. Maura Isles zu einem wenig appetitlichen Tatort gerufen. Der leidenschaftliche Großwildjäger und Tierpräparator Leon Godt hängt kopfüber an der Garagendecke und wurde ausgeweidet. Auf der Suche nach dem Mörder kommen die beiden anfangs nicht sehr weit. Entscheidend weiter kommen sie erst, als Dr. Isles eine Ahnung hat, dass der Tod mit einem anderen zusammenhängt. Rizzoli hat zunächst an dieser Ahnung große Zweifel, doch schließlich hört sie auf ihre Freundin und kommt der Lösung endlich näher.

 

 

Die beiden Handlungsstränge in Boston um die beiden Ermittlerinnen und in Botswana werden abwechselnd erzählt. Zunächst hat der Leser keine Ahnung, was beides miteinander zu tun hat. Erst ca. auf Seite 120 wird dann auch erwähnt, dass die Geschehnisse in Botswana sechs Jahre zurück liegen und die Verbindung beider Fälle aufgezeigt. Bis dahin dachte ich, dass beides gleichzeitig abläuft, denn ich hatte während des Lesens auch den Klappentext nicht mehr im Kopf. Die Erzählweise im Präsens für die Geschehnisse in Botswana trugen bei mir auch dazu bei, dass ich alles in die Gegenwart verlegte. Hier hätte ich mir gewünscht, dass am Kapitelanfang neben der Erwähnung des Schauplatzes auch eine Zeitangabe gemacht wird. Ich konnte im ganzen Buch auch keinen Grund erkennen, warum das anfangs verheimlicht wurde.

 

Ich kannte bisher kein Buch aus dieser Reihe, sondern nur die Serie. Irgendwelche Vorkenntnisse von der Beziehung zwischen Rizzoli und Isles ist auf jeden Fall notwendig, denn insgesamt ist zu den beiden Frauen sehr wenig gesagt. Kennt man keine der beiden Figuren, dann bleiben sie sogar sehr blass, erwachen gar nicht zum Leben. Nur mit den Kenntnissen aus der Fernsehserie hatte ich dann auch schon Probleme, da es doch erhebliche Unterschiede zwischen der Buchreihe und der Serie gibt, aber ich hatte wenigstens Bilder vor Augen. Hätte ich dies nicht gehabt, wäre ich wohl mehr als einmal ratlos gewesen und hätte gar keinen Bezug zu den beiden Frauen oder auch den anderen Ermittlern gehabt. Die beiden Ermittler, die später nur für diesen Fall auftauchen, sind dann zwar näher beschrieben worden, aber Tess Gerritsen hat es leider nicht geschafft, diesen Personen wirklich Leben einzuhauchen. Auch die Nebenpersonen wie etwa die Mutter von Rizzoli oder ihr eigentlicher Partner Frost bekommen keine Persönlichkeit. Dieses finde ich insgesamt sehr schade und dafür gibt es bei mir auch einen Punkt Abzug.

 

Die Idee, die hinter diesem Kriminalfall steckt bzw. die Auflösung, wie alles zusammenhängt und warum die Morde letztendlich begangen worden sind, gefiel mir sehr gut. Ich kann auch nicht sagen, dass ich sehr schnell wusste, wer der Mörder ist und warum er gemordet hatte. Zwar hatte ich eine Ahnung, wer es wohl nicht ist und habe auch mal darüber nachgedacht, ob derjenige, der dann später entlarvt wurde, nicht vielleicht der Mörder sein könnte, aber ich hatte es anfangs sehr schnell wieder verworfen, weil derjenige auch keinen Grund, kein Motiv hatte. Insgesamt haben mir die Wendungen und die Gesamtkomposition sehr gut gefallen, auch wenn es ein paar sehr viele Tote waren. Dafür gibt es von mir doch einen Punkt mehr, als das Buch an sich verdient hätte aufgrund der Schwächen bei den Persönlichkeiten.

 

Insgesamt habe ich mich bei diesem Buch sehr gut unterhalten gefühlt. Es ließ sich leicht und flüssig lesen, die Geschichte war sehr spannend. Mir fehlten aber die Persönlichkeiten. Die machen für mich den Unterschied zwischen einem guten und einem sehr guten Buch aus. Wenn ich die Personen förmlich vor mir sehe, ist auch die Spannung sehr viel höher. Hier war die Geschichte spannend - aber es fehlte mir eben das letzte Quäntchen. Ich habe nicht mitgefiebert. Es plätscherte vieles eben doch einfach so vor sich hin, obwohl beispielsweise jemand gerade fast von einer Großkatze getötet wird.

 

Fazit
Gute Unterhaltung, aber keine Spitzenklasse