Rezension

Guter Anfang

Die Brückenbauer - Jan Guillou

Die Brückenbauer
von Jan Guillou

Bewertet mit 4 Sternen

Endlich mal wieder ein richtig dickes Buch, dachte ich mir, und las es fast in einem Rutsch durch.
Die Geschichte(n) der Brüder Lauritzen, die sich in den ersten 19 Jahre des 20. Jahrhundert von einer norwegischen Insel hinaus zu aktiven Zeitzeugen werden, wird so erzählt, wie die Menschen zu der Zeit wohl waren. Beseelt von dem Gedanken an die Macht der Wissenschaft und der Technik, erscheint uns heute vieles so unglaublich naiv, dass ich manchmal beinahe fassungslos war. Vieles ist heutzutage nur noch schwer zu ertragen, jedenfalls für mich, so zum Beispiel die Ausbeutung der Natur. Doch genauso war es eben (ist es vielleicht immer noch).

Was mich jedoch von Anfang an fasziniert hat, war der Stil von Jan Guillou, der diese Geschichten genauso erzählt: naiv-begeistert. Immer irgendwie mit einem Lächeln in der Ausdrucksweise, jedenfalls größtenteils. Der Verlust der ‚Unschuld’, zu dem diese Zeit unweigerlich führt, ändert dies nur bedingt.
So las sich dieses Buch für mich wie ein Augenzeugenbericht, und das hat mir gut gefallen.
Interessant fand ich auch die Sichtweise auf die unterschiedlichen Länder, sei es die Einschätzung der USA oder auch die Beschreibung der ‚germanischen’ Gedanken. Wenn man weiß, wie es weitergeht, weiß man spätestens nach dem Lesen ungefähr, warum.

Leider wird im Rückentext nur grob dargestellt, worum es geht. Bei mir entstand dadurch ein ganz anderer Eindruck. So spielt das Buch nur zum Teil in Norwegen, der für mich sehr viel interessantere Teil findet in Afrika statt. So weiß ich nicht, was ein Leser erwartet, der dieses Buch in die Hand nimmt. Denn es ist definitiv nicht die Geschichte dreier Brückenbauer in Norwegen. Und warum nur einer seine Bestimmung findet, ist mir auch schleierhaft.

Trotz der Länge der Geschichte, fehlt mir persönlich einiges. Manche Ereignisse werden gar nicht erwähnt, manche sehr kurz gehalten, andere sehr detailgetreu dargestellt. 500 Seiten mehr hätten gewiss ohne weiteres angebracht sein können. Oder geht es irgendwann weiter?
Ein Vergleich mit ‚Der Sturz der Titanen’ drängt sich manchmal einfach auf.

Fazit?
Mich hat sowohl Stil wie auch Inhalt gefesselt. Ein sehr fundierter Blick in eine Vergangenheit, deren Geist bis heute nachwirkt. Und das ohne Effektheischerei.

Kommentare

marsupij kommentierte am 24. Juli 2014 um 16:07

Es gibt einen Nachfolgeband. Ich habe auch etwas anderes erwartet.