Rezension

Guter Einblick in den Lokaljournalismus

Off the record - Eva Pfeiffer

Off the record
von Eva Pfeiffer

Bewertet mit 3 Sternen

INHALT 
Berlinern Jana Neumann hat nach unzähligen schlecht bezahlten Praktika endlich ein Volontariat bei einer Tageszeitung ergattert. Allerdings ist das niedersächsische Provinznest Suhlhausen nicht ihre erste Wahl gewesen. Doch für ihren Traum von der Journalistenkarriere muss sie wohl 10-Stunden-Tage, lachhafte Umfragen und eine knallharte wie unsoziale Chefin in Kauf nehmen. Aber ist Jana als überzeugte Großstädterin überhaupt in der Lage, in der Provinz zu recherchieren und den Ränkespielen innerhalb des Kollegiums standzuhalten? 
Ihr einziger Lichtblick ist der bayerische Volontär Markus mit dem sonnigen Gemüt. 

MEINUNG 
Eva Pfeiffers kurzweiliges Romandebüt punktet vor allem durch seine realistischen Einblicke in die Welt des Lokaljournalismus. Muffige Redaktionsbüros mit Teppichen aus den 90ern, dazu noch chronisch unterbesetzt und keine Zeit für Pausen, das ist Alltag in der Redaktion Suhlenhausen. Hinzu kommt, dass auch das Spektrum für gute journalistische Geschichten eher mäßig ausgeprägt ist, es sei denn man steht auf neueste Nachrichten aus der Stadtbibliothek oder Berichte über illegale Müllentsorgungen. Hauptprotagonistin Jana hat es in dieser spaßbefreiten Redaktion alles andere als leicht. Von einem Mentor kann sie nur träumen. Und so tritt sie von einem journalistischen Fettnäpfchen ins nächste. Sie ist wirklich nicht zu beneiden und erntet dafür vom Leser höchstes Mitgefühl. Letzterer muss im Laufe der Handlung mitansehen, wie aus der leidenschaftlichen Journalistin eine frustrierte wie ausgepowerte Zeitgenossin wird, die mit sich und ihrer Berufswahl ein ums andere Mal hadert. Da wird schnell klar, der Journalismus ist und bleibt ein stark umkämpfter wie fordernder Berufszweig. Für die engagierte, aber auch feinfühlige Jana entwickelt sich das Volontariat zur Qual. Besonders diese unverstellten wie pointierten Einblicke ins Berufsfeld Journalismus haben mich nachdenklich gestimmt und nicht mehr losgelassen. Zudem hat die Autorin ihre eigenen Erfahrungen als Redakteurin großzügig in die Geschichte einfließen lassen. So verwundert es nicht, dass Jana gerade damit als Erzählerin und Hauptfigur der Erzählung überzeugen konnte. 

Janas Liebelei mit Lebensoptimist Markus geriet allerdings wenig glaubwürdig. Hier fehlten eindeutig Emotionen und Charme. Vieles wirkte zu konstruiert und gewollt. Letzteres bezeugt vor allem das Morddrama inklusive Gefängnishaft am Schluss, bei dem es schon beim kleinsten Missverständnis zum Bruch kam. Das musste m. E. überhaupt nicht sein, da dieser finale Höhepunkt die teilweise recht nüchterne Story bereits spannender machte. 

FAZIT 
Ein solider Roman, der vor allem mit seinen Einblicken ins Berufsfeld Journalismus überzeugt und bei dem in Bezug auf Emotionen und Liebesgeschichte nicht das gesamte Potenzial ausgeschöpft wurde.