Rezension

Guter Krimi mit Potential

Kretische Ehre -

Kretische Ehre
von Nikos Milonás

Bewertet mit 3.5 Sternen

Auf einer Feier wird ein auf Kreta bekannter Musiker von Schüssen tödlich getroffen. Was wie ein Unfall durch einen fehlgeleiteten Schuss aufgrund von Freudenschüssen wirkt, stimmt den Kommissar Michalis Charisteas misstrauisch. Er übernimmt die Ermittlungen und stößt schnell auf Ungereimtheiten.

Der Kriminalfall ist spannend und auch gut erzählt. Schwierigkeiten hatte ich mit dem Männerbild, welches auf mich sehr veraltet und hinterwäldlerisch wirkt. Ich hoffe, dass dies im modernen Griechenland nicht mehr üblich ist. Die Familie des Opfers sieht die Polizisten mehr als Feind, denn als Verbündete, die helfen wollen, den Tod des Musikers aufzuklären. Jahrhundertealte Riten sind wichtiger als polizeiliche Ermittlungen. So kommt die Familie zum Trauern an den Tatort, begibt sich zum Toten und stimmt ihr Klagelied an. Das alles, bevor die Spurensicherung überhaupt vor Ort ist. Zudem ermittelt die Familie auf eigene Faust überall auf Kreta und versucht, den Täter zu finden. Das Wissen, welches die Familie hat, wird nicht mit der Polizei geteilt. Denn es handelt sich um eine Angelegenheit der Familie und die Ehre der Familie steht über allem. Dieses Verhalten hat mich einfach wütend gemacht und ich habe mich wiederholt gefragt, warum sich die Polizisten nicht mit der Kraft ihrer Autorität durchsetzen. Aber sie sind eben selbst Teil dieser Traditionen und Riten.

Sehr gut gefallen haben mir die beiden Kommissare Michalis Charisteas und sein Kollege Koronaios. Sie wirken kompetent, menschlich, sympathisch. Michalis deutsche Freundin Hannah ist eine tolle Ergänzung und passt sehr gut zu den übrigen Figuren. Die Mischung aus Kriminalfall und Privatleben der Ermittler ist sehr gut gelungen.

Auch das Erzähltempo war für meinen Geschmack genau richtig. Die Ermittlungen schreiten in einem ruhigen Tempo, jedoch stetig voran. Das Privatleben wird dabei angenehm in die Handlung eingebunden. Lediglich die ständige Aufzählung der Speisen, die alle Figuren essen, finde ich überflüssig. Zudem wird jedes Gericht erst mit seinem griechischen Namen genannt und im Anschluss die deutsche Übersetzung geliefert. Ich weiß, dass das gerade in Mode ist, finde es jedoch eher nervig.

Fazit: Ich werde die Kriminalreihe weiter verfolgen, da ich sowohl die Kriminalhandlung als auch das Privatleben der Ermittler interessant fand. Zudem gefällt mir das griechische Flair des Buches. Ich bin gespannt, ob der Autor es langfristig schafft, mich an sich zu binden.