Rezension

Hannover 96

Hool - Philipp Winkler

Hool
von Philipp Winkler

Bewertet mit 4.5 Sternen

„Wir stellen uns in drei Reihen über die Breite des Weges auf. Das Adrenalin pumpt durch meinen Körper. Der Kopf wird leicht. Die Truppe stampft los." (S. 12)

Der Mittzwanziger Heiko lebt für seinen Fußballverein Hannover 96 und packt dafür auch mal gerne seine Fäuste aus. In arrangierten Treffen mit Hooligans anderer Vereine tragen er und seine Freunde so manche Schlacht aus. Doch auch im Privaten muss sich Heiko durchkämpfen.

Philipp Winklers Debut geht wirklich unter die Haut, auch oder vielleicht auch gerade weil ich selbst mit Fußball so gar nichts anfangen kann. Tatsächlich stehen Heikos Probleme auch immer im Vordergrund, er lebt am Rand der Gesellschaft und bewegt sich in kriminellen Milieus. Eigentlich aus gutbürgerlichem Hause kommend (zumindest der Fassade nach), ist er langsam aber sicher abgerutscht. Winkler zeichnet eine sehr tragische Person, die einem trotz seiner vielen Fehler nicht unsympathisch ist. Gerade zu seinen Freunden steht Heiko 100%ig, auch sonst kann er den Leser immer wieder positiv überraschen. Der Ton ist recht rau, passt aber sehr gut zur Handlung, der hannoversche Dialekt trägt ebenfalls zur Authentizität des Romans bei. Hool ist immer ehrlich, manchmal schockierend, oft traurig und melancholisch, und dabei jederzeit lesenswert. Mir hat Winklers Debut ausnehmend gut gefallen und ich bin sehr gespannt was uns dieser Autor noch präsentieren wird.