Rezension

Harry Holes 1. Fall...

Der Fledermausmann - Jo Nesbø

Der Fledermausmann
von Jo Nesbø

Bewertet mit 3.5 Sternen

Harry Hole, der unkonventionelle Kommissar aus Oslo, wird nach Sydney geschickt, wo er den Mord an einer jungen Norwegerin aufklären soll. Gemeinsam mit seinem australischen Kollegen, dem Aborigine Andrew, nimmt er die Ermittlungen auf. Schon bald müssen sie feststellen, daß es sich nicht um einen Einzelfall handelt: Ein Serienmörder tötet scheinbar willkürlich junge weiße Frauen.

Nachdem ich ungewöhnlicherweise die Reihe um Harry Hole von Jo Nesbø sozusagen von hinten angefangen habe mit den letzten drei Bänden "Leopard", "Die Larve" und "Koma", habe ich mir schließlich die komplette Reihe um Harry Hole zugelegt.

Das vorliegende Werk ist also das erste Buch der Reihe um Harry Hole, den alkoholkranken Polizisten aus Oslo. Hier allerdings liegt die ganze Handlung in Australien, denn dort wurde eine junge Norwegerin ermordet - und Harry Hole wird aus Norwegen zur Unterstützung geschickt. Wirklich gewartet haben die Australier zwar auch nicht auf ihn, aber dennoch kann er die ganze Zeit an den Ermittlungen mitwirken.
In Australien steht ihm sein Kollege Andrew Kensington, ein Aborigine, zur Seite. Die beiden unkonventionellen Polizisten freunden sich schnell an. Von Andrew erfährt Hole eine Menge über Australien, seine Geschichte und das Leben in Sydney. Doch der Mord an der Norwegerin Inger Holter ist kein Einzelfall! Im gesamten Westen von Australien werden junge, blonde Frauen vergewaltigt, mitunter auch erwürgt. Vielleicht suchen sie gar einen psychopathischen Frauenmörder...

Das Buch hat gute und auch einige schlechtere Seiten. So sind z.B. stilistisch noch einige Schwächen auszumachen. Jo Nesbø ist noch nicht ganz zu der Form aufgelaufen, die ich bei "Leopard" so faszinierend fand. Sprachlich ist das Buch auch noch eher als durchschnittlich (aber keineswegs als schlecht) zu bezeichnen. Eine Schwäche erlaubt sich Nesbø auch beim Vorantreiben der Handlung - da gibt es dann schon mal Längen, vor allem in der ersten Hälfte des Buches.

Anfangs wirkte die Figur des Harry Hole sehr flach und eher angepasst. Nach und nach gewann die Personenzeichnung aber an Tiefe, so dass selbst bei dem hier noch jungen Hole (Anfang 30) schon der Ermittler durchblitzt, dem wir bei "Leopard" begegnen: intuitiv, entschlossen und draufgängerisch in seinem Beruf ohne Rücksicht auf seine eigene Gesundheit; voller Ängste, Zweifel und Schuldgefühle als Person - bis hin zur Verzweiflung, aber letztlich dennoch mit einem großen Lebenswillen.
Das Alkoholproblem taucht bereits hier auf mit all seinen Facetten, und mit anderen Drogen kommt Hole hier erstmals auch in Kontakt. Also bereits im ersten Band der Reihe ein Antiheld, mit dem man aber in jedem Fall sympathisiert.

Sehr schön verwebt Nesboe auch Erzählungen über die ursprüngliche Kultur der Aboriginies und deren Legenden mit der Handlung - für einen Krimi oder Thriller eher ungewöhnlich, letztlich aber für das Verständnis der Hintergründe auch wichtig.
Trotz einiger Schwächen des Buches bin ich froh, es gelesen zu haben - denn so wird die Entwicklung des Ermittlers Harry Hole erst deutlich.

Die anderen Bände folgen bestimmt!

© Parden

Kommentare

Brocéliande kommentierte am 02. Oktober 2014 um 03:42

Ich fand alle Jo Nesbo-Krimis um Harry Hole sehr sehr gut - bis auf den letzten..... - Bd. 10 oder 11, leider weiß ich momentan den Titel nicht, der war mir zu "abgedreht" - Mein Tipp: unbedingt in der Reihenfolge lesen!

LG Brocéliande

parden kommentierte am 10. Oktober 2014 um 19:38

Dafür ist es zu spät, *gg*... :) Ich habe ja die letzten drei Bücher schon gelesen (durch Buchgewinne und Leserunden) und bin dann natürlich neugierig geworden, wie wohl alles anfing. Deshalb lese ich jetzt erst die ersten Bände, dann aber chronologisch. Danke trotzdem für den Tipp! :D