Rezension

Hat mich nicht überzeugt

Der Erzherzog, der den Schwarzmarkt regierte, Matrosen liebte und mein Großvater wurde -

Der Erzherzog, der den Schwarzmarkt regierte, Matrosen liebte und mein Großvater wurde
von Natalka Sniadanko

Bewertet mit 3 Sternen

Gleich vorweg, dieses Buch hat mich etwas zwiegespalten zurückgelassen, weil ich etwas anderes erwartet habe.

 

Ich habe mich auf eine (Lebens)Geschichte gefreut, die das Leben des Wilhelm von Habsburg, der auch heute noch in der Ukraine verehrt wird, zum Thema hat. Eine Geschichte, die seiner Enkelin Halyna anhand von Tagebüchern und/oder Briefen erzählt werden, hätte können, da Wilhelm 1948 im Kiewer Lukjaniwska-Gefängnis gestorben ist. Dem ist leider nicht so, denn da für den historischen Wilhelm aufgrund seiner homosexuellen Neigung keine Hochzeit und keine Nachkommen im Stammbaum der Habsburger verzeichnet sind, ist jener Teil des Romans, der sich mit (s)einer fiktiven Enkelin Halyna beschäftigt, der Fantasie der Autorin entsprungen.

 

Die Erzählungen von Wilhelm, der in der Ukraine auch wegen seines mit ukrainischen Mustern bestickten Hemdes, Vasyl Vyshyvanyi, genannt, werden durch Abstecher in diverse Zeiten und Orte unterbrochen. Die Kindheit als Sohn eines Erzherzoges mit zahlreichen Bediensteten und einem strengen Zeremoniell wechselt plötzlich in die sowjetische Gegenwart der 1990-er Jahre und später in in das neue Jahrtausend zu Halyna, um dann plötzlich mit Kaiser Maximilian nach Mexiko zu reisen und dort dessen Scheitern und der Exekution beizuwohnen. Zahlreiche historische Fakten werden mit eigenartigen fiktionalen Ereignissen gemischt. So wird Kaiserin Elisabeth (neben ihren Kindern Sophie, Gisela, Rudolf und Marie Valerie) ein weiteres Kind angedichtet. Diese Szene erschließt sich mit nicht und bringt die Handlung keinen Millimeter weiter.

 

Der Erzählstrang der Gegenwart rund um Halyna beginnt zuerst vielversprechend, um dann in einer für mich endlos scheinenden Debatte mit Ehemann Hryz über die Erziehung des gemeinsamen Sohnes Oles sowie der Schilderung des korrupten Schulsystems zu enden.

 

Da ich gerne mehr über diese schillernde Figur erfahren möchte, werde ich wohl „Der rote Prinz. Die geheimen Leben des Wilhelm von Habsburg“ von Timothy Snyder lesen müssen.

 

Fazit:

 

Diese wilde Mischung aus Heldenepos und erfundener Familiengeschichte konnte mich leider nur stellenweise fesseln. Daher gebe ich diesem ziemlich kontrovers erzählten Roman rund um Vasyl Vyshyvanyi 3 Sterne.