Rezension

Heimat und Fremde

Sibir -

Sibir
von Sabrina Janesch

Bewertet mit 4 Sternen

          Josef Ambacher ist zehn Jahre alt, als er mit seiner Familie von der Sowjetarmee in das ferne Kasachstan verschleppt wird. Furchterregend ist das fremde Land in der Steppe. Hitze, Kälte und Hunger plagen die Menschen. Doch diese Umstände schweißen auch zusammen. Josef lernt mit seiner neuen Heimat umzugehen. Doch nach zehn Jahren bekommt die Familie eine Chance zurück nach Deutschland zu gehen.

1990, 45 Jahre später, lebt Josef mit seiner Familie in Mühlheide und wird plötzlich wieder mit seiner Vergangenheit konfrontiert. Nach Ende der Sowjetunion kommen Dutzende Neuankömmlinge nach Mühlheide. Zum Teil findet sich Josef in diesen Neuankömmlingen selber wieder. Er erinnert sich daran, wie sich bei seiner Ankunft in Deutschland nichts nach Heimat angefühlt hat und ihm die Fremdheit immer im Nacken gebrannt hat. Sein Vater gab ihm damals den Rat "Du musst vergessen, was war. Brich mit dem Alten. In der Vergangenheit liegt nichts Gutes." Doch auch dies gelingt ihm nicht so recht. Seine Tochter Leila versucht sein Verhalten zu verstehen. Sie steht sozusagen zwischen zwei Welten und versucht nun zu vermitteln. Dabei beginnt sie auch die eigene Geschichte ihrer Familie zu begreifen.

Insgesamt ein interessanter Roman, auf den man sich einlassen muss. Besonders in der Hörbuch-Version (mit der wundervollen Sprecherin Julia Nachtmann) ist es anfangs nicht so leicht, den vielen fremden Begriffen zu folgen. Doch das Durchhalten lohnt sich, denn es handelt sich um eine einzigartige Geschichte über die Suche nach Heimat, Verlust, Schuld und Sühne und die Rolle der eigenen Familie.