Rezension

Herr, Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege. (Psalm 119,105)

Das Geheimnis von Hope Island -

Das Geheimnis von Hope Island
von Marilyn Turk

Bewertet mit 3 Sternen

Nach dem Tod ihres Mannes will Abby Baker mit ihrer Tochter Emma neu anfangen und zieht in ihren Heimatort Hope Harbor zurück. Dort nimmt sie in Vertretung ihrer kranken Mutter Grace an einer Ehrenbezeugungsveranstaltung der ehemaligen Leuchtturmwärter teil, wo sie Carson Stevens begegnet, der aus dem alten Leuchtturm ein Bed & Breakfast machen möchte. Abbys Angebot, ihm bei der Innenausstattung zu helfen, nimmt er gerne an. Als sie in dem alten Leuchtturm ausmisten, stößt Abby in einem Versteck auf alte Tagebücher ihrer Großmutter. Die Lektüre über die Vergangenheit ihrer Großmutter fasziniert Abby und offenbart ihr schon bald ein Geheimnis, dass ihr eigenes Leben für immer verändert…

Marilyn Turk hat mit „Das Geheimnis von Hope Island“ einen kurzweiligen und unterhaltsamen Roman vorgelegt, der dem Leser eine angenehme Auszeit beschert. Der flüssig-leichte und gefühlvolle Erzählstil zieht den Autor schnell in die Handlung hinein, wo er sich durch bildhafte Landschaftsbeschreibungen sogleich an den malerischen Ort Hope Harbour mit seinem alten Leuchtturm versetzt fühlt. An der Seite von Abby und Carson macht sich der Leser daran, das alte Gemäuer zu erkunden und darf über Abbys Schulter von der Vergangenheit ihrer Großmutter erfahren, die ihre Erlebnisse in alten Tagebüchern festgehalten hat. Das alte Familiengeheimnis, das bisher zwischen den Tagebuchseiten gut verborgen war, wird durch die Autorin leider viel zu schnell gelüftet. Auch die Sabotageakte auf der Baustelle rund um den Leuchtturm, die Carson Kopfschmerzen bereiten, deuten schon bald auf den Übeltäter hin und rauben der Geschichte damit jedes Maß an Spannung. Danach plätschert die Handlung eigentlich nur noch vor sich hin und lässt den Leser ohne größere Höhen durch die Story jagen bis zum Ende des Romans. Während die Aufzeichnungen von Großmutter Grace den Leser zurück in die Zeit des Zweiten Weltkrieges versetzten und zu fesseln vermögen, kann es die Gegenwartsgeschichte nur bedingt. Die Beziehung zwischen Abby und Carson ist zwar einigermaßen romantisch angelegt, doch wirkt sie irgendwie nicht realistisch, vor allem in Bezug auf Abbys gerade erst erlebten Schicksalsschlag. Ebenso ist der Autorin nicht gelungen, den christlichen Aspekt in ihrer Geschichte überzeugend und tiefgründig darzustellen.

Die Charaktere sind recht oberflächlich und blass gestaltet, ihnen fehlt es neben glaubwürdigen menschlichen Eigenheiten vor allem an Tiefgründigkeit. Der Leser findet sich deshalb nur als Statist in dieser Geschichte wieder und beobachtet die Protagonisten auf Distanz. Abby wurde vom Schicksal hart gebeutelt, sie ist zurückhaltend freundlich, doch lässt sie egoistische Züge durchblitzen, die sie nicht gerade sympathisch machen. Tochter Emma dagegen begegnet der Welt mit offenem Wesen und wickelt alle um den Finger. Oma Grace war eine Frau mit dem Herzen auf dem rechten Fleck. Carson ist ein Mann, der nicht nur zupacken kann, sondern sich auch noch Träume bewahrt hat. Zudem ist er hilfsbereit, freundlich, aber auch vorsichtig.

„Das Geheimnis von Hope Island“ ist unterhaltsame Sommerlektüre, dessen Geheimnis allerdings schon früh aufgedeckt wird und dabei ohne große Spannung auskommt. Kurzweilig zu lesen, aber ohne jeglichen Tiefgang. Eingeschränkte Leseempfehlung!