Rezension

Herrlich britischer Humor!

The Uncommon Reader - Alan Bennett

The Uncommon Reader
von Alan Bennett

Bewertet mit 5 Sternen

"It was the dogs fault." Irgendjemand muss ja Schuld sein, dass die sonst so pflichtbewusste Queen sehr zum Leidwesen ihrer Umgebung plötzlich die Welt der Bücher für sich entdeckt und sogar einen Tag im Bett bleibt, um weiterlesen zu können! Hätten die Hunde nicht so laut gebellt hätte sie niemals die fahrende Bibliothek im Hof des Palastes entdeckt und wäre überzeugt gewesen, dass "man" nun, da "man" (herrlich: das englische "one", mit dem die Queen von sich selbst spricht!) schon einmal da sei, aus Höflichkeit auch etwas ausleihen müsse....

 So befördert sie den Küchenjungen Norman, den sie in der Bibliothek trifft, zu ihrem persönlichen Literaturberater, was Sir Kevin (der als Neuseeländer in England immer mal wieder degradiert wird) so sehr den Tee verklumpt, dass dieser beginnt, am laufenden Band Intrigen zu spinnen, um seinen Konkurrenten und (seiner Meinung nach) schlechten Einfluss loszuwerden.

 In flüssigem, herrlich bissigem Schreibstil wird gezeigt, wie die Queen immer weiter in die Welt des Lesens abtaucht, zu dem Schluss kommt, dass man Autoren besser nur auf dem Papier und nicht in der Realität kenne lerne und wie ihre Mitmenschen die Tatsache, dass sie sich Randnotizen in ihrer Lektüre macht, für Anflüge von Alzheimer halten und sie kurzerhand als senil abstempeln.

Amüsant sind auch Details wie Normans signifikante Vorliebe für schwule Autoren, der Neuseeland-Diss Sir Kevins und die Versuche, Bücher als potenzielle Sprengkörper einzustufen, nur um sie unter einem Vorwand aus der Reichweite ihrer Hoheit zu entfernen.

 Da es sich hier um ein fremdsprachiges Buch handelt, finde ich die Vokabelangaben am Ende jeder Seite sehr hilfreich (auch wenn der fortgeschrittene Englisch-Leser sicher nicht alle davon braucht - die rote Reihe ist somit auch hervorragend für Semi-Anfänger geeignet), besonders gefallen mir aber die Erklärungen der relevanten Orte, Personen und Zeremonien, da man so gleich noch ein ganzes Stück britischer Kultur aus dem Buch mitnehmen kann.

 Das Beste war allerdings bei Weitem die Abschlusspointe im letzten Satz!

Insgesamt kann ich also nur sagen: Toller Schreibstil, tolle Begriffserklärungen, tolles Buch.

Britisches Feeling pur!