Rezension

Eine Hommage an die Literatur… und die Queen

The Uncommon Reader - Alan Bennett

The Uncommon Reader
von Alan Bennett

Bewertet mit 5 Sternen

Königin Elisabeth II hat einen taffen Job und keine Zeit für Hobbies. Erst recht nicht für die Leserei. Doch eines Tages entdeckt sie zufällig die mobile Leihbücherei im Hof und muss, höflich wie sie ist, ein bisschen Smalltalk machen und ein Buch ausleihen. Obwohl Lesen nicht ihre Sache ist, wird sie vom Buchvirus infiziert und ist mit der Hilfe von Norman, dem einzig anderen Leser im Buckingham Palace immer auf der Suche nach neuem Stoff. Sehr zum Missfallen ihrer Umgebung, denn die sind wahrlich not amused, dass Ihre Majestät ständig mit der Nase im Buch unterwegs ist…

Alan Bennett hat mit The Uncommon Reader ein köstliches Buch geschaffen, witzig und charmant, mit einer gehörigen Portion echten englischen Humors. Obwohl die Ereignisse reine Fiktion sind, nimmt man dem Autor jede Handlung der Queen ab. Trotz ihres gesetzten Alters weiß diese durchaus noch gehörig auszuteilen und die z.T. herrlich bissigen Kommentare von Ihrer Majestät sind einfach nur großartig. Das steife Hofzeremoniell wird gehörig durcheinander gewirbelt und es kommt zu einigen urkomischen Szenen, die hier natürlich nicht verraten werden. Der gemeine Bücherwurm wird sich so manches Mal in der Queen wiederfinden: wer kennt es nicht, das Entsetzen über vergessene Lektüre, die Enttäuschung beim ersten Treffen des liebgewordenen und so hochgeschätzten Autors und nicht zuletzt die fruchtlosen Bekehrungsversuche des Nicht-Lesers… Die Queen macht so Manches durch, entdeckt die alten und neuen Klassiker der Literatur und zeigt im Buch eine erstaunliche Entwicklung, die in einem doch recht unerwarteten Ende gipfelt.

Dem Kenner der Roten Reihe von Reclam sind die Vokabeln und Infos am jeweiligen Seitenende bekannt und auch hier dürfen sie natürlich nicht fehlen. Wie viele der Vokabeln man selbst zum Textverständnis braucht, ist natürlich vom eigenen Wissensstand abhängig, die kleinen Erläuterungen zu genannten Schriftstellern und Werken fand ich in jedem Fall hilfreich. Wer die Angewohnheit hat, das Nachwort zur Einstimmung auf das Buch zu lesen, sollte das bei diesem hier unterlassen, denn die Handlung wird grob zusammengefasst und man nimmt sich so Einiges vorweg.

Fazit: Ein kleines feines Buch, welches man an einem Nachmittag gemütlich bei einer Tasse Tee (englischem natürlich) mit großem Genuss lesen kann.