Rezension

Historie, Spannung und Gefühle

Das Haus in der Nebelgasse - Susanne Goga

Das Haus in der Nebelgasse
von Susanne Goga

London und seine faszinierende Geschichte, ein Stoff, der immer  wieder für historische Romane gut ist. So bildet die englische Metropole auch den Hintergrund von Susanne Gogas neuestem Buch „Das Haus in der Nebelgasse“, einem Romantic-Thriller für die weibliche Leserschaft. Inspiriert wurde die Autorin durch die beiden Werke zur Stadtgeschichte „London – Die Biographie“ und „London Under“ des Briten Peter Ackroyd, wie sie in dem Nachwort verrät.

Wir schreiben das Jahr 1900. In kleinen Schritten bemühen sich Frauen um den Abschied von tradierten Rollenbildern. So auch Matilda Gray, eine patente Lehrerin an einer renommierten Mädchenschule, die die jungen Frauen zu eigenständigem Denken und Handeln, soweit gesellschaftlich akzeptiert, erziehen möchte, auch wenn sich das mit den vorgegebenen Erziehungszielen der Schule nicht vereinbaren lässt. Umso mehr trifft es sie, dass Laura, eine ihrer besten Schülerinnen, unter fadenscheinigem Vorwand von ihrem Vormund aus dem Unterricht genommen wird. Und dann erhält Matilda eine  Ansichtskarte von Laura, unter deren Briefmarke sich eine mysteriöse Anweisung verbirgt, die die junge Lehrerin auf eine abenteuerliche Suche schickt, an deren Ende die Auflösung des Geheimnisses des Hauses in der Nebelgasse steht. Glücklicherweise hat sie aber Unterstützung: ihre Vermieterin, Autorin von Groschenromanen, ein misanthropischer  Sammler von Artefakten, und ein Historiker geben ihr wertvolle Hinweise, die schlussendlich zur Lösung des Rätsels führen.

Susanne Goga hat sich intensiv mit der Historie der englischen Metropole beschäftigt und immer wieder en passant interessante Informationen zur Stadtgeschichte in die Handlung ihres Romans eingearbeitet. Dabei bezieht sie sich neben Ackroyd auch häufig auf den großen Chronisten Samuel Pepys, dessen Tagebücher das Leben im London des 17. Jahrhunderts bildhaft beschreiben. Dennoch verliert sich Goga nicht in trockenen Fakten, sondern konzentriert sich auf ihre Geschichte und deren Fortgang, auch wenn sie hier und da in die Klischeefalle tappt. Natürlich muss es eine Love Story zwischen der Protagonistin und dem gutaussehenden Historiker geben, die die Autorin allerdings eher diskret abhandelt. Total überflüssig allerdings dessen familiäre Backstory, das wäre nun absolut nicht nötig gewesen und erinnert fast schon an viktorianische Schauerromane. „Das Haus in der Nebelgasse“ ist ein netter, gefälliger Schmöker für einen Lesesonntag auf der Couch, wenn es nicht gar zu blutrünstig zugehen soll.

Noch eine Schlussbemerkung: Ein schöner Einfall der Autorin, den seltsamen Sammler Mr Arkwright zu nennen, der lautmalerische Bezug zu Peter Ackroyd lässt sich nicht verleugnen.