Rezension

Howcatchem

Die Mauern von Porto - Mario Lima

Die Mauern von Porto
von Mario Lima

Bewertet mit 4.5 Sternen

Nach einem Brand im ältesten Teil Porto werden bei den Aufräumarbeiten zwei Skelette gefunden. Doch weil die Ermittlungen ergeben, dass der zugehörige Mord bereits 22 Jahre zurückliegt und in Portugal Mord nach 15 Jahren verjährt, gibt es keine weiteren Nachforschungen. Doch dann tötet der Mörder erneut - und das Team um Inspektor Fonseca setzt alles daran, den Schuldigen seiner gerechten Strafe zuzuführen.

Mario Lima legt mit "Die Mauern von Porto" bereits den dritten Fall für Insepektor Fonseca vor, der in Porto ermittelt, und es ist auch für Neueinsteiger überhaupt kein Problem, der Handlung zu folgen. Die Schreibweise ist wunderbar flüssig und zieht den Leser schnell in seinen Bann.

Eher ungewöhnlich ist, dass dem Leser der Mörder schon auf den ersten Seiten präsentiert wird und die Spannung - im Gegensatz zu den klassischen "whodunit"-Krimis - sich daraus ergibt, dass der Schuldige nahezu unantastbar erscheint und nur fraglich ist, ob die Mordkommission der Polícia Judiciária ihn dingfest machen kann, bevor er weiteren Schaden anrichten kann ("Howcatchem"). Für mich zog sich auf jeden Fall ein wunderbarer Spannungsbogen durch das gesamte Buch, das ich gar nicht mehr aus der Hand legen mochte, und endete in einem fulminanten Showdown.

Eine besondere Rolle nimmt das Setting ein: mit viel Ortskundigkeit und wunderbar athmosphärisch werden die Orte in Porto beschrieben und wecken direkt Fernweh und Reiselust.

Die Figuren sind entsprechen ihren Rollen authentisch beschrieben. Ein besonderes Augenmerk liegt in diesem Band auf der neu hinzugekommenen Ermittlerin TéTé, die in Angola aufgewachsen und von dort geflüchtet ist. In diesem Zusammenhang wird ein schlimmer Teil der Portugiesischen Geschichte, der Kolonialherrschaft und dem folgenden brutalem Bürgerkrieg nach der Nelkenrevolution geschildert; für mich höchst interessante und sehr emotional geschilderte Informationen, die mir so nicht bewusst waren.

Und auch die Verjährungsdebatte (die in Deutschland bereits Ende der 60er Jahre aktuell war) wird hier wieder neu angestoßen - wobei ich die Meinung der hier ausgebremsten Ermittler teile, dass Mord nicht verjähren darf!

Mich hat dieser Krimi nicht nur bestens unterhalten, sondern auch interessante Denkanstöße gegeben und ich freue mich schon auf die nächsten Fälle von Inspektor Fonseca und seinem Team!