Rezension

Späte Erkenntnisse

Die Mauern von Porto - Mario Lima

Die Mauern von Porto
von Mario Lima

Bewertet mit 5 Sternen

In einem der ältesten Stadtviertel Portos, dem Bairro da Sé, bricht ein Feuer aus und sorgt für jede Menge Chaos. Wie so viele Altstädte Europas ist das Bairro da Sé wahnsinnig verwinkelt und sehr eng bebaut und so verwundert es nicht wirklich, das auch Häuser im Umkreis des Brandherdes in Mitleidenschaft gezogen werden. In einem dieser Häuser mit Kollateralschaden werden dann bei weiterer Inspektion zwei zwei weibliche Skelette gefunden. Die Polícia Judiciária übernimmt den Fall und sorgt mit ihren Ermittlungen für gehörig Aufruhr im Viertel. Auch das neue Teammitglied, Tété Marinho, stürzt sich gleich in die Ermittlungen.

Nach dem spektakulären Brand im Bairro da Sé, einem der ältesten Viertel Portos, wurden bei weiteren Aufräumarbeiten menschliche Überreste gefunden. Die beiden Skelette, beide weiblich, müssen schön länger hinter einer eher schlampig gemauerten Wand liegen. Inspektor Fonseca und sein Team nehmen die Ermittlungen auf und scheinen dabei gegen eine unsichtbare Wand zu laufen.

Makaberer Fund

Die Opfer wurden offenbar nie als vermisst gemeldet, niemand scheint sie gekannt zu haben, der tatsächliche Besitzer des Hauses lebt irgendwo in Übersee und die Nachbarn hüllen sich in Schweigen. Trotzdem findet das Team in mühevoller Kleinarbeit einige Dinge heraus und scheinen dem Täter auf die Spur zu kommen, als sie von anderer Seite ausgebremst werden.

Verjährungsfristen

Die Gerichtsmedizin stellt nicht nur fest, dass beide getötet wurden, sondern auch, dass die Tat vor ca. 22 Jahren passiert ist. In ganz vielen Ländern der Welt gehört Mord zu den Verbrechen, die nicht verjähren - anders in Portugal. Hier verjährt Mord nach 15 Jahren, selbst dann, wenn z. B. durch die immer weiter fortschreitende Technik neu Beweise in einem Tötungsdelikt gefunden werden.

Frustrierend

Ich kann mir das nur sehr schwer vorstellen, kann aber den Frust verstehen, der sich dadurch sowohl bei den Ermittlungsbehörden als auch bei den Angehörigen der Opfer dadurch breit macht. In vielen geschilderten Gesprächen innerhalb des Teams kommt das ganz gut zum Ausdruck. Bei diesen Gesprächen lernt ich dann auch “die Neue” Tété Marinho und ihre Geschichte ganz gut kennen. Hier lerne ich dann mal aus einem ganz neuen Blickwinkel die Geschichte der Kolonisation und deren Folgen kennen.

Aufwind

Als dann eine weitere Leiche auf dem Gelände einer Stiftung gefunden wird, die Verbindungen zu dem gerade zwangsweise zu den Akten gelegten Fällen hat, kommt auch in diese Fälle wieder etwas Bewegung. Es macht mir viel Spaß, das sehr sympathisch gezeichnete Team auf der Jagd nach dem Täter zu begleiten - als Leser weiß ich ja längst, wer der Täter ist. Mir gefällt das Team wirklich sehr gut und ich finde Tété passt ganz wunderbar in diese Gemeinschaft.

Toller Mix

Die Mauern von Porto hat einen gut durchdachten Plot, der einen spannend Mix aus gesellschaftspolitischen Hintergründen, realistisch wirkender Polizeiarbeit, sympathischen Ermittlerfiguren und reichlich portugiesischem Flair bietet. Porto als sehens - und liebenswürdige Stadt kam in diesem Band auch wirklich gut zur Geltung, was mir nicht nur gut gefallen hat, sondern, bei all der fehlenden Abwechslung im Moment, auch wirklich gut getan hat.

Mein Fazit:

Die Mauern von Porto von Mario Lima bietet einen spannenden Mix aus fiktiven Kriminalfall und Realität. Ob mein persönliches Gerechtigkeitsgefühl am Ende befriedigt wird? Das verrate ich natürlich nicht.