Rezension

Humorvoll, originell und überraschend bewegend

Mohnschnecke - Anna Koschka

Mohnschnecke
von Anna Koschka

Pro:
Das Cover finde ich großartig: kein Stück 08/15, bunt und frech und dabei ästhetisch sehr ansprechend... Ich liebe es, wenn ein Cover viel verspricht und der Roman dann nicht enttäuscht! Denn das Buch hat mich so begeistert, dass ich es am Liebsten nochmal von vorne gelesen hätte.

Aber mal der Reihe nach. Als erstes sollte ich vielleicht anmerken, dass "Mohnschnecke" das zweite Buch der Autorin ist und sich inhaltlich an "Naschmarkt" anschließt. Da ich "Naschmarkt" aber nicht gelesen habe und dennoch nach nur wenigen Seiten Einstieg wunderbar in die Handlung einsteigen konnte, kann ich guten Gewissens behaupten, dass man das Buch auch so lesen kann. Allerdings, jetzt wo ich dieses Buch gelesen habe und von der Autorin so begeistert bin, würde ich dann doch empfehlen, BEIDE Bücher zu lesen. Tut es. Lest beide Bücher.

Das Buch ist ChickLit, aber dabei frisch und originell. Was der Klappentext nicht richtig klarstellt: es geht hier um eine Frau, deren Beziehung gerade in die Brüche gegangen ist, ja - aber es geht vor Allem um eine Frau, die ihre Leseflaute überwinden will. Wer kann da als Leser nicht mitleiden? Und für Dottie ist die Leseflaute zehnmal so hart, denn erstens ist sie Buchrezensentin, und zweitens ist die Leseflaute so gravierend, dass Dottie schon seit Monaten kein einziges Buch zu Ende lesen konnte und die Flaute fast schon zur Buchphobie mutiert ist. Die Geschichte, wie Dottie diese überwindet, ist witzig, rührend, bewegend, spannend... Und sehr zitierfähig. Ich hatte 27 Post-Its im Buch kleben, bevor ich auf Seite 100 angekommen war.

Für Buchblogger und Vielleser ist das Buch meiner Meinung nach perfekt: wie oft findet man schon einen Roman, in dem vom meterhohen SUB der Protagonistin genauso die Rede ist wie von LovelyBooks und der Leselotte?

Die Charaktere sind großartig: schrullige Unikate, die so lebendig wirken, dass einen der Verdacht beschleicht, die Autorin kenne vielleicht wirklich eine Dottie, eine Rita, Miki oder Katharina. Ich habe in einem Roman dieses Genres selten so vieldimensionale Charaktere gelesen.
Der Schreibstil ist wunderbar, voller einfallsreicher Metaphern, unerwarteter Bilder und viel, viel Humor. Ich habe mehrmals laut gelacht, und das tue ich beim Lesen eher selten. Das Tempo ist genau richtig, und die Geschichte blieb für mich immer spannend. Auch die Romantik fehlt nicht, obwohl es für mich weniger eine Liebesgeschichte ist als die Geschichte einer schrägen Selbstfindung.

Das Buch enthält übrigens auch poetische geschriebene Backrezepte, die ich bei Gelegenheit noch ausprobieren will.

Kontra:
"Mohnschnecke" ist eins dieser seltenen Bücher, wo ich mir beim Schreiben der Rezension denke: du musst noch ein Kontra finden, sonst ist es nicht glaubwürdig... Und dann trotzdem keines finde.

Zusammenfassung:
Für Leseratten und Bücherfresser ist das Buch meiner Meinung nach ein Muss, aber auch als humorvolles ChickLit-Buch konntes es mich überzeugen.