Rezension

"Ich bin dein bester Freund" - sagte mir die Droge und sah mir in die Augen

Roxy -

Roxy
von Neal Shusterman

Bewertet mit 5 Sternen

Wir befinden uns in einem leerstehenden Haus. Ein Mensch wird wiederbelebt. Naloxon kämpft und gibt nicht nach. Erfüllt die Pflicht, welches es hat. Die Sanitäter können Naloxon nicht sehen. Wie es kämpft, in den Blutadern, auf dem Weg durch das Herz. Doch die Person stirbt. Sie wird erwähnt. Es ist Ramey, I.

Zwei Monate zuvor, wir lernen Isaac und Ivy Ramey kennen. Und nein, es ist nicht ersichtlich wer von den beiden gestorben ist, dies erfahren wir erst zum Ende des Buches. Aber wie kommt es dazu? Geschwister, unterschiedlich wie Tag und Nacht. Isaac will studieren, hat einen Plan. Doch es ist ein sehr schwer erreichbarer, da die Chancen dafür gering sind. Also hofft er auf ein Sportstipendium.

Seine Schwester Ivy, dass schwarze Schaf der Familie, welche den Eltern im Job nicht helfen mag und welcher die Schule egal ist. Partys, Drogen, ein beknackter Dealer als Freund. Das Gegenteil von Isaac.

Doch dann begegnen sie beiden einer Welt, Psychopharmaka, mit denen sie vorher niemals gerechnet haben. Isaac lernt Roxy kennen (Titelblatt die große Frau), sie verkörpert Oxycodon, dass Schmerzmittel und wird von ihr abhängig. Ihrer Wirkung, ihrer Worte, sie sagt ihm wie wichtig er für sie ist, wie sehr sie ihn liebt. Sie ist menschlich für ihn, auch wenn wir sie nicht sehen, so steht sei neben ihm, gibt ihm die Hand, gibt ihm Ruhe vor den Schmerzen und dem Stress des Alltags.

Ivy wird ADHS diagnostiziert, ihre Eltern sind es leid ihr Verhalten zu akzeptieren. Noch ist sie 17, also geht es zum Psychologen. Dort wird sie Addison bekannt gemacht, dass Aufmerksamkeitssteigende Mittel Adderall. Er bringt sie durch die Schule, die Noten werden besser, die Freunde uninteressant. Ivy erarbeitet sich Chancen.

Doch was die beiden Jugendlichen nicht sehen, ist der Wettkampf der Medikamente, welche als Droge fungieren. Es gibt einen Club, da sind sie alle, jede Nacht. Bringen ihre Errungenschaften hin, verlieren diese oftmals an den Boss. So will Addison nicht mehr der Streber sein, der immer nur ihren Job macht. So geht er eine Wette mit Roxy ein, welche gerne gewinnt und der Gewinn ist die vollständige Abhängigkeit ihres Opfers, bis in den Tod.

Beide verfallen den Drogen und dem Missbrauch schneller als sie schauen können und merken dies nicht mal. Bis das Drama seinen Lauf beginnt zu nehmen.

Die beiden Shusterman´s haben mit diesem Buch einen neuen Knüller im Bereich der Dystophie/High-Fantasy geschrieben. Man muss sich vorstellen, dass die Drogen wie Menschen sind. Sie unterhalten sich mit dir, berühren dich und du denkst sie sind echt. Aber niemals ist ein dritter dabei, der sie sehen kann. Ihr seit gemeinsam, immer zu zweit. Ihr seid füreinander da.

Dabei handelt es sich um Chemikalien welche zum Teil synthetisch gebaut wurden und manche die aus der Natur kommen. So gibt es die Aufputschmittel wie Addison oder seine Schwester Rita (Ritalin) aber auch die Droge Crys (Crystal Meth), neben den Schmerzmitteln Roxy, neben ihren Verwandten Vic (Vicodin) oder Phineas (Morphium) mit dem Familienoberhaupt Hiro (Heroin) und nicht zu vergessen die Halluzinogene wie LSD, MDNA und Marihuana. Aber auch die gängigste Droge Alkohol namens „Al“ dürfen bei der Party und im Buch nicht fehlen.

Die Kapitel werden aus der Sicht von Ivy, Isaac, Roxy und Addison beschrieben. Hin und wieder gibt es eine chemische Zusammensetzung welche eine Droge oder ein Medikament darstellen und wo diese aus der Ich-Perspektive von sich erzählt. Am Ende des Buches gibt es ein Glossar wo diese aufgelistet sind, mich hatte es aber gereizt zu raten wer es ist und habe es dann im Internet herausgesucht.

So hat jedes Kapitel welches mit einer Zahl beginnt noch eine tolle Aufmerksamkeit. Es sind einzelne Buchstaben gelb und dick hinterlegt. Diese lassen sich zu einem oder zwei Worten, passend zur Thematik und dem Schwerpunkt des Kapitels verbinden. Man kann diese mitschreieben oder zum Ende einfach nachlesen.

Das Buch ist für mich sehr gelungen. Das Cover ist der Wahnsinn. Der Kampf der Drogen ihre Aufgabe, ihrer Bestimmung zu folgen und sich dann darin verlieren um sich zu beweisen, war super. Die Kids welche zeigten wie schnell eine Abhängigkeit entsteht, wie blind die Familie dafür ist.

Dann die chemischen Hauptdarsteller, wie sie über ihre Familie und Verwandtschaft denken und über den Sinn ihrer Existenz. Warum soll ich heilen? Warum kann ich nicht stärken? Warum soll ich mich an meine Aufgabe halten?

So weiß Roxy, dass sie heiß und begehrt ist, aber sie sagt von sich selbst das „nichterfüllend“ ist.

Für mich ist es ein Highlight für 2022 und ich kann das Buch nur weiterempfehlen. Auch jüngeren Lesern ab 14, einfach der Abschreckung schon wegen. Und ältere Leser werden auch ihre Zeit nicht als verschwendet sehen, denn dass Schrecken des Buches ist alterslos. Denn Abhängigkeit kennt kein Alter und keine soziale Schicht.

Oder wie sagt Roxy es:

„Wir existieren nicht als Dinge, sondern als Ereignisse in der Zeit“.