Rezension

Ich bin Dora Maar, sage ich!

Dora Maar und die zwei Gesichter der Liebe -

Dora Maar und die zwei Gesichter der Liebe
von Bettina Storks

Ein beeindruckendes und sehr gut rechcherchiertes Portrait einer Ausnahmekünstlerin, und wieder von einer unglaublich schönen Sprache!

Wir befinden uns in Paris, 1936. Dora Maar, die erfolgreichste Fotografin ihrer Zeit, in Argentinien als Sohn eines Kroaten und einer Französin geboren, hat sich 20 Jahre zuvor auf den Weg von Argentinien nach Paris gemacht um Kunst zu studieren. Nachdem sie an der Universität, von Männern dominiert, abgelehnt wurde, wendet sie sich der Fotografie zu und macht mit ihren unglaublichen surrealistischen Fotografien Karriere. Sie avanciert zum Mittelpunkt der damaligen Künsterwelt und fällt auf der einen Seite durch ihr Selbstbewusstsein wie auch durch ihre Extravaganz auf.

Auf dem Höhepunkt ihrer Karriere begegnet sie dem ebenso excentrischen Maler Pablo Picasso. Für Dora verändert sich ihr ganzes Leben, es beginnt eine leidenschaftliche tiefe Liebe zweier Menschen, die sich komplett der Kunst verschrieben haben. Für Picasso ist Dora mit ihrer düsteren Sinnlichkeit Inspiration pur und an ihrer Seite beginnt er wieder zu malen und wird erfolgreicher denn je. Dora kann an ihre Erfolge nicht mehr anknüpfen und kämpft immer mehr darum ihr seelisches Gleichgewicht zu halten und an ihre anfängliche Leidenschaft wieder anzuknüpfen. Jedoch werden die Abgründe zwischen den beiden immer größer und Dora kämpft auf der einen Seite gegen die Schatten ihrer Vergangenheit und um die Liebe eines Mannes, der letztendlich nur sich selbst und seine Kunst liebt.

Inmitten der schweren Kriegsjahre in Paris trennt sich Picasso von Dora zugunsten einer wesentlich jüngeren Frau und Dora sieht sich herausgefordert, die größte Krise ihres Lebens zu bewältigen und ihrem Leben sowie ihrer Kunst eine neue Richtung zu geben.

Bettina Storks hat auf eine so fabelhafte Weise dieser ungewöhnlichen Künstlerin wieder ihren Wert zurückgegeben und in ihrer feinen, bildhaften und poetischen Schreibweise ein sehr sensibles Portrait gezeichnet, die auf der einen Seite eine der ungewöhnlichsten und erfolgreichsten Künstlerinnen ihrer Zeit war und auf der anderen Seite eine sensible und sehr tiefgehende Persönlichkeit hatte mit starken Werten, die sie auf eine bemerkenswerte Weise in dieser oberflächlichen Künstlerwelt lebte.

Für mich war Dora Maar vor dieser Lektüre kein Begriff, einfach weil mir die Bilder von Picasso nie wirklich gefallen haben, doch ich habe mir ihre Bilder und Fotografien alle im Internet nach dieser wunderbaren Lektüre angeschaut und sie ist neben Frida Kahlo eine der außergewöhnlichsten Künstlerinnen dieser Zeit.

Das Buch startet mit einem Prolog, der schon unglaublich spannend ist und dem Leser aufzeigt, mit welchen Schatten Dora Zeit ihres Lebens zu kämpfen hatte. Nach dieser kraft- und energieraubenden Beziehung mit Picasso schließt Dora langsam Frieden mit ihrem Leben und findet Trost in der Kunst, so wie Frida es ihr geraten hat und geht auch wieder regelmäßig in die Kirche ihres kleinen Ortes in Südfrankreich, was ihr Frieden zu bringen scheint. Ich habe dieses Buch mit Hochachtung für eine besondere Künstlerin beendet und Bettina Storks hat durch ihre wunderbare historische Recherche und ihren wertschätzenden Schreibstil, den diese Frau unbedingt verdient, wesentlich dazu beigetragen.

Absolut lesenswert!