Rezension

Ihr allererster Thriller...

Wintersturm - Mary Higgins Clark

Wintersturm
von Mary Higgins Clark

Bewertet mit 4 Sternen

1975 bereits erschien dieser Thriller - und er war der allererste aus der Feder von Mary Higgins Clark. 24 Stunden umfasst die Geschichte, und trotz der eingangs beschriebenen Idylle schwebt gleich etwas Drohendes über der Szenerie.

Seit sieben Jahren schon leben Nancy und Ray Eldredge mit ihren beiden Kindern in einem wunderschön restaurierten alten Haus in einer kleinen Siedlung an der Ostküste der USA. Doch am Geburtstag Nancys wiederholt sich ein Alptraum für die junge Frau. Denn sie hat ein dunkles Geheimnis, das außer ihrem Mann nur noch eine Frau in dem kleinen Ort kennt: Nancy war bereits einmal verheiratet, und ihre beiden Kinder aus erster Ehe wurden entführt und Wochen später ermordet an den Meeresstrand gespült. Nancy selbst stand deshalb vor Gericht und wurde schuldig gesprochen. Ein Verfahrensfehler verhinderte seinerzeit den Gang in die Gaskammer, und der einzige Belastungszeuge verschwand spurlos. Um der Vergangenheit zu entfliehen, zog Nancy schließlich an die Ostküste und lernte dort ihren späteren Mann Ray kennen.

Morgens scheint alles wie immer: der Vater geht zur Arbeit, die Mutter wuselt im Haushalt herum, während die Kinder der Kälte trotzen und zur Schaukel hinter dem Haus gehen. Doch dort findet die Mutter sie nach einigen Minuten nicht mehr - nur ein Handschuh der Kleinen liegt verwaist an der Schaukel. Die Kinder sind verschwunden... Für die Polizei und die Medien steht rasch fest, dass Nancy erneut hinter dem Verschwinden der Kinder steckt, und insgeheim rechnen sie schon mit dem Schlimmsten. Doch stimmt das wirklich?

Mary Higgins Clark präsentiert hier einen komprimierten Thriller von nur 240 Seiten. Das macht schon deutlich, dass die Charaktere recht schablonenmäßig und klischeebehaftet skizziert werden, andererseits stört das hier nicht wirklich. Denn der Plot lebt von der Spannung - der Spannung um das Schicksal der Kinder und um das, was damals und diesmal wirklich geschah. Auch wenn sich die Autorin hier auffällig und unglaubwürdig vieler Zufälle bedienen mag, ist die Dramaturgie gelungen. Rasch wird klar, dass es um jede Sekunde geht - und etliche Male zeigen sich deutliche Indizien, werden aber nicht als solche wahrgenommen. Das macht einen beim Lesen ganz kribbelig, manchesmal war ich versucht, jemandem zuzurufen: 'Jetzt mach schon!', und so blieb die Spannung aufrecht bis zum Schluss.

Dieser Thriller hat mich trotz der genannten Schwächen positiv überrascht und sich als Pageturner entpuppt, der in einem Schwung durchgelesen werden will. Nicht schlecht!

© Parden