Ihre Schreie verklingen ungehört...
Bewertet mit 4 Sternen
Ylva verlässt ihr Büro, verabschiedet sich von ihren Kollegen und macht sich auf den Weg nach Hause, wie an einem ganz normalen Tag. Ein Auto hält neben ihr, alte Bekannte bieten ihr an, sie ein Stück mitzunehmen. Ganz wohl ist Ylva dabei nicht, aus Höflichkeit steigt sie sie dennoch ein. Doch Zuhause kommt sie nie an. Sie ist dazu verdammt ihren Liebsten über einen Monitor sehr nahe zu sein. Sie kann weiterhin das Kommen und Gehen ihres Mannes oder das Spielen ihrer Tochter auf einem kleinen Fernseher beobachten, ihr einziges Fenster zur Welt. Ihre Schreie, ihre Verzweiflung bleiben hinter den schalldichten Wänden jedoch ungehört. Und ihre Qual hat noch lange kein Ende.
Diese Geschichte geht unter die Haut. Ylvas Verzweiflung und auch die ihrer kleinen Familie ist sehr eindringlich beschrieben. Man weiß als Leser von Anfang an vieles, die Spannung wird dadurch jedoch nicht geschmälert. Der Autor beschönigt nichts, seine Schilderung ist brutal und erbarmungslos. Er legt großen Wert auf die Gefühlswelt seiner Protagonisten, dabei arbeitet er die psychologischen Prozesse gut heraus. Der Thriller ist beklemmend, der Spannungsbogen wird gut gehalten. Meine Augen flogen förmlich über die Seiten, ich konnte das Buch nicht mehr zur Seite legen. Die Auflösung zeigt kleine Schwächen, vielleicht waren meine Erwartungen durch die unerträgliche Anspannung zuvor auch zu hoch gesteckt. Insgesamt ein empfehlenswerter Thriller!