Rezension

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In der tiefsten Provinz Norwegens lauert das Böse

Kein guter Ort
von Bernhard Stäber

Arne Eriksen arbeitet als Psychiater in einer Klinik in Südnorwegen. Im verlassenden Hotel in der Rabenschlucht wurden vor Jahren zwei Morde begangen, die niemals aufgeklärt wurden. Seitdem steht das Hotel leer, die Bewohner der Gegend meiden es, weil es dort angeblich spuken soll. Arne, der nach seinem letzten Fall in die Region Telemark gezogen ist, wird eher durch Zufall auf die Geschehnisse von damals aufmerksam. Eines Tages steht seine Freundin Kari, Polizistin aus Bergen, vor der Tür und bittet ihn sich der drogenabhängigen Tochter ihres Chefs, Janne, anzunehmen. Diese ist sofort fasziniert von den damaligen Ereignissen und behauptet sogar, nach einem Kurzbesuch im Hotel, von einem Unbekannten angegriffen worden zu sein. Was geschah damals wirklich? Kommt der Täter aus der Gegend? Arne macht sich auf die Suche nach der Wahrheit und gerät selbst in Lebensgefahr.
"Kein guter Ort" ist der mittlerweile dritte Fall von Arne Eriksen, den der Wahlnorweger Bernhard Stäber veröffentlicht hat. Obwohl ich selbst noch keinen der vorherigen Krimis gelesen habe, kam ich dennoch sehr gut ohne Vorkenntnisse in die Geschichte hinein. Arne Eriksen ist mir als Hauptfigur sehr sympathisch. Er ist kein Kriminalkomissar und gerät eher unbeabsichtigt in die Ermittlungen, zumal er selbst eine gewisse Neugierde bei der Lösung von ungelösten Fällen entwickelt. Eine Eigenschaft, die ihn hin und wieder in Lebensgefahr bringt. Weil er einige Zeit mit den Samen verbracht hat, kam er auch in Berührung mit bewusstseinserweiternden Drogen, die er einsetzt, um sich quasi in die Atmosphäre eines Tatortes "hineinzuversetzen". Das klingt etwas skuril in meinen Ohren, gibt der ganzen Handlung aber einen gewissen mystischen Zug, der auch durch die ganze Atmosphäre des Hotels und der Rabenschlucht noch unterstützt wird. Überhaupt finde ich den Ort Rabenschlucht faszinierend. Diese Faszination hat sich beim Lesen in mir geradezu aufgebaut, was ich dem spannenden Erzählstil des Autors zuschreibe. Das gibt der ganzen Handlung genau die Spannung, die mich als Leser mitreißt. Die drogenabhängige Tochter des Polizeichefs, Janne, kommt dagegen etwas "zickig" und nervig daher. Zwar verändert sich sich zunehmend positiv, aber ihre unüberlegten Handlungen lösen auch eine ganze Reihe von fatalen Ereignissen aus. Dennoch spricht für sie, dass sie sehr offen ist und sich auch mit einem Syrer anfreundet, was in der doch sehr ausländerfeindlichen Atmoshpähre des Ortes eine Ausnahme ist. Insgesamt wirkt sie aber eher verantwortungslos auf mich und kann bei mir nur wenig Sympathien auslösen. Sicherlich gewollt vom Autor, bei mir wirkt das leider eher störend. Insgesamt konnte mich der Kriminalroman begeistern. Er ist sehr atmosphärisch geschrieben. Der Schreibstil des Autoris ist locker und leicht. Die Handlung und die Geschichte um die mysteriösen Todesfälle sind sehr spannend erzählt und überraschen auch durch eine unerwartete Wendung.
Mein Fazit: Atmosphärischer, hervoragend erzählter Krimi/Thriller mit mystischen Elemenenten aus Südnorwegen. Genau das richtige für die Herbstsaison und die längeren Abende.