Rezension

In Krähfeld sagen sich die Füchse gute Nacht - oder vielleicht doch die Wölfe?

Der Wald heult - Ein Fall für Martha & Mischa -

Der Wald heult - Ein Fall für Martha & Mischa
von Petra Hartlieb

Bewertet mit 4 Sternen

Flott erzählte Geschichte um Wiener Zwillingsgeschwister, die mit ihren Eltern zu ihrem Schrecken aufs Land ziehen müssen - und das alsbald, gegen ihren Willen, richtig toll finden.

Als Tierschutz-Krimi ist der hier zu besprechende Roman für Kinder apostrophiert, der als Auftakt einer Reihe um die Zwillinge Martha und Mischa gedacht ist, die ganz und gar gegen ihren Willen von den Eltern von Wien aufs Land umgesiedelt werden. Das ist hart, kannten – und liebten – sie doch bisher nur das Großstadtleben. Wien war ihr Lebensmittelpunkt, hier hatten sie ihre Freunde, hier gingen sie zur Schule und zu ihren Freizeitaktivitäten. Klar, sie lebten beengt und mussten sich ein Zimmer teilen, was auch nicht immer eitel Sonnenschein war. Doch hätten sie sich mit Freuden dreingefunden, wenn die Eltern nur nicht über ihre Köpfe hinweg beschlossen hätten, dass mit dem Stadtleben nun Schluss sei. All die verlockenden Beschreibungen des geräumigen Hauses mit großem Garten im ländlichen Krähfeld konnten die beiden Zwillingsgeschwister nicht aus ihrem Schockzustand herausreißen – und als sie dann das alte, abseits gelegene Haus, das von nun an ihre neue Wohnstatt sein würde, mit eigenen Augen sahen, waren ihre schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Sie und Krähfeld, wo sich die Füchse und Hasen gute Nacht sagen, würden nie Freunde werden! Doch erstens kommt es anders, zweitens als man denkt! Eine Erfahrung, die die meisten Menschen, Kinder wie Erwachsene, im Laufe ihres Lebens ein ums andere Mal machen....

Die lebhafte und forsche Martha und ihr zurückhaltender, eher wortkarger Zwillingsbruder sind schließlich mit ihren etwa zehn Jahren noch jung genug, um sich auf etwas komplett Neues einzustellen, auch wenn sie sich zu Beginn weigern, ihre ablehnende Haltung zu ändern und den Eltern gegenüber, die schon ein einigermaßen schlechtes Gewissen haben, weil sie ihre Großstadtpflänzchen so eigenmächtig und ohne sie nach ihrer Meinung zu fragen – die naturgemäß gegen einen so drastischen Umzug ausgefallen wäre – ins vermeintliche Nirgendwo verpflanzt haben, weiterhin auf stur schalten. Klar, das im Vergleich zur Stadtwohnung riesige alte Haus macht ihnen die ersten Tage Angst, und vor allem in den Nächten verkriechen sie sich, wie gehabt, gemeinsam im Zimmer entweder Marthas oder Mischas, zumal etwas richtig Gruseliges ausgeht von dem alten Gemäuer! Mehr noch freilich von dem direkt an ihren Garten angrenzenden Wald, aus dem gar schauerliche Geräusche kommen, die die Kinder gleich als das Heulen eines Wolfes identifizieren. Oder gar eines ganzen Wolfsrudels?

Aber – es ist Sommer, und tagsüber sind die nächtlichen Ängste verschwunden oder verlieren doch wenigstens ihren Schrecken. Sehr bald schon, was zu erwarten war, finden die Zwillinge Anschluss an die übrigen Kinder, die in Krähfeld leben – ihre Anzahl ist überschaubar! -, und gemeinsam beschließen sie, dem nächtlichen Heulen auf die Schliche zu kommen. Und damit, auf den letzten etwa 30 von 157 Seiten, beginnt der sogenannte 'Tierschutzkrimi', der ein bisschen dünn ist, wie ich meine, und von dem sich so mancher junge Leser sicherlich mehr versprochen hätte.

Davon abgesehen aber ist die Geschichte flott und fröhlich – einmal aus Marthas, einmal aus Mischas Perspektive – erzählt. Der Versuchung, die zehnjährigen Kinder wie weise Erwachsene reden zu lassen, haben die beiden Autoren überwiegend widerstanden, wiewohl gerade Martha manchmal sehr altklug und unglaublich schlagfertig für ein Kind, das sie schließlich noch ist, daherkommt. Aber nun, solche Kinder gibt es natürlich auch, in der Regel sind es nicht die allersympathischsten, was bei Martha und ihrem ihr trotz aller Unterschiede eng verbundenen Zwillingsbruder zum Glück nicht der Fall ist. Beide sind nette Kinder, so liebenswert wie gänzlich normal und mit dem Herz auf dem rechten Fleck – Kunststück bei so unkonventionellen und rundum angenehmen Eltern! Junge Leser können sich leicht mit den Zwillingen identifizieren und mit ihnen und den anderen Kindern, ihren neuen Freunden, die sie doch eigentlich gar nicht finden wollten im Dorf Krähfeld, jede Menge Spaß haben. Naja, zugegeben, spannend wird’s dann zum Schluss auch, in Maßen...

Nicht begeistern jedoch konnte mich, abgesehen vom schön gestalteten Cover und den Vorsatzblättern, die zum Glück nur spärlich eingestreuten Illustrationen, die ich als zu kindlich und kärglich stilisiert empfinde. Das hätte Mischa, der nicht nur ein leidenschaftlicher Fußballer sondern auch ein begabter Zeichner ist, vermutlich besser hinbekommen....