Rezension

Inside IS - aufrichtige und mutige Recherchen einer Journalistin

Nur wenn du allein kommst - Souad Mekhennet

Nur wenn du allein kommst
von Souad Mekhennet

Bewertet mit 5 Sternen

Souad Mekhennet darf man getrost als "Insider" bezeichnen und dies gleich in mehrfacher Hinsicht:
Als Tochter einer türkischen Mutter und eines marokkanischen Vaters wuchs sie in einer muslimischen "Mischehe" auf (Sunnitisch - Schiitisch). In ihrer Heimatstadt Frankfurt lernte sie die deutschen Traditionen kennen und schätzen und entwickelte sich zu einer überzeugten Verfechterin der Demokratie.

Früh folgte sie ihrer Berufung und wurde Journalistin. Zunächst in Deutschland, später in Diensten der New York Times und der Washington Post in den USA. Sie gilt als eine der erfolgreichsten investigativen Journalisten dieser Welt.

Für ihre Recherchen geht sie hierbei oftmals hohes Risiko ein. Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, hinter die Kulissen des islamistisch-dschihadistischen Terrornetzwerkes zu blicken. Sie will über ihre ausgezeichneten Kontakte erfahren, was die Terroristen bewegt und zu ihren grausamen Gewaltakten verleitet.

Das Buch zeichnet den bisherigen persönlichen und beruflichen Lebensweg der Souad Mekhennet auf und berichtet in weiteren 14 kurzweilig verfassten Kapiteln über ihre Reisen hinter die Fronten des Dschihad. Die zweifelhaften Reaktionen der Großmächte auf die Gefahren des gewaltsamen Islamismus, die brutalen Reaktionen auf Seiten der Terroristen und nicht zuletzt die inner-islamischen Fehden zwischen den verschiedenen Glaubensrichtungen werden deutlich und führen zu vertiefter Kenntnis über eine wahrhaft prekäre Lage in unserer modernen Welt.

Diese Erkenntnisse möchte Souad Mekhennet ungefiltert und sachlich-neutral zur Kenntnis geben und somit den Lesern einen Einblick in eine eher düstere Welt ermöglichen.
Sie will, dass die Menschen in der westlichen Welt verstehen, was auslösende Momente für den islamistischen Terror sind und dies Verstehen soll dazu führen, das eigene Handeln kritisch zu hinterfragen und somit auf die Herausforderungen angemessen eingehen zu können.
Verstehen der terroristischen Denkmuster heisst für die Autorin keineswegs Verständnis im Sinne der Akzeptanz. Sie steht offen und aufrichtig für ein friedliches Miteinander der Kulturen, selbst wenn dies momentan schwierig ist und eine wirkliche Lösung sich derzeit nicht klar abzeichnet.
Somit ist dies absolut lesenswerte Werk der couragierten Journalistin gleichsam ein "Wachrüttler" für alle Seiten; oder, wie sie im Epilog des Buches (Mitten ins Herz) abschließend beschreibt: "Im Laufe der Jahre bin ich immer wieder mit unterschiedlichen Formen des Hasses konfrontiert worden, .... Heutzutage wird von einem Reporter erwartet, dass er Partei ergreift. Aber das ist nicht mein Job. Es ist schwierig, neutral zu bleiben, doch weit schlimmer erscheint mir die Vorstellung, die Fähigkeit zum Zuhören zu verlieren.
Wenn ich eins gelernt habe, dann dies: Die Schreie einer Mutter, die ihr getötetes Kind beweint, klingen immer gleich, egal ob sie nun schwarz, braun oder weiß, Muslimin, Jüdin, Christin, Schiitin oder Sunnitin ist. Wir werden alle in der selben Erde begraben."