Rezension

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Interessantes Krimidebut mit einigen Längen

Frankfurter Kaddisch - Dieter Aurass

Frankfurter Kaddisch
von Dieter Aurass

Bewertet mit 3.5 Sternen

Die Frankfurter Mordkomission 2 unter Leitung des noch sehr jungen und eigenwilligen Gregor Mandelbaum soll drei mysteriöse Selbstmorde älterer jüdischer Mitbürger aufklären. Alle Selbstmörder haben sich auf sehr spektakuläre Weise das Leben genommen. Ein Selbstmord zog zudem noch den Tod eines Unbeteiligten nach sich. Wären die Selbstmorde nicht in so nahem zeitlichen Abstand zueinander geschehen und würden die Selbstmörder nicht ähnlichen Alters sein und der gleichen Glaubensrichtung angehören, würde die Polizei wohl nicht ermitteln. Doch so erscheinen die Selbstmorde mehr als verdächtig, zumal auch die verbliebenen Angehörigen der Toten nichts über eine evtl. Depression oder Demenz der Opfer sagen können.

Kein leichter Fall für Gregor Mandelbaum, der selbst Jude ist und dem aus diesem Grund der Fall übertragen wurde. Mandelbaum hat es als Leiter der Mordkommission nicht so leicht. Niemand weiß, daß er unter einer leichten Form des Apserger-Autismus leidet und darum oft eher eigenartige Umgangsformen pflegt und im sozialen Miteinander anders als allgemein üblich regaiert. Doch Mandelbaum hat einen messerscharfen Verstand und sich zudem eine besondere Begabung angeeignet. Er erkennt, wenn jemand lügt. Mit Hilfe der jungen Rechtsmedizinerin findet man schnell heraus, daß die Selbstmorde nicht freiwillig begangen wurde. Den Opfern hat der Täter offenbar eine spezielle Droge injeziert. Es scheint ein Serienkiller am Werk zu sein, doch wo liegt sein Motiv? Mandelbaum und sein Team haben eine schwere Aufgabe zu lösen und für Mandelbaum selbst wird dieser Fall mehr als persönlich...

Dies ist das Krimidebut des Autors und ich muß sagen, daß die Idee, die diesem Krimi zugrunde liegt, an sich recht gut ist. Der Prolog ist einfach phänomenal und zieht den Leser sofort in den Bann, dann jedoch knickte für mich die Spannungskurve leider sehr ein und es galt einige Längen zu überwinden, die für mich leider sehr spannungsarm waren. Dem Leser werden sehr auführlich die Gedanken und Probleme des  Protagonisten Mandelbaums erläutert. Sehr detailreich sind die Ausführungen zu seinem Asperger-Autismus, der für mich leider jedoch nicht so realistisch und oft widersprüchlich vermittelt wurde. Die sich anbahnende Freundschaft/Beziehung zur attraktiven Gerichtsmedizinerin nimmt sehr viel Raum ein. Dafür erfährt man recht wenig von der Ermittlungsarbeit und dem Umfeld der Toten. Die Rückblenden in die Vergangenheit, die einen weiteren Erzählstrang bilden, waren wiederum sehr spannend und interessant geschildert und ließen Raum für einige Spekulationen. Ab der Mitte des Buches nimmt der Krimi als solcher dann wieder an Fahrt auf und offenbart schon recht früh den Täter und sein Motiv. Leider hätte mich die Person des Täters noch ein wenig näher interessiert, seine Motivation wurde für mich nur etwas oberflächlich und nicht so nachvollziehbar geschildert. Gegen Ende überschlagen sich dann fast die Ereignisse und es gibt sogar noch ein rasantes und actionreiches Finale.

So ganz konnte mich der Krimi nicht packen, aber er war sprachlich sehr gut formuliert und die geschichlichten Rückblenden waren wirklich sehr gut gelungen, so daß ich gerne noch auf 4 Sterne aufrunden kann.