Rezension

Ironische Betrachtung der Menschheit

Absurde Menschheit
von Gard Meneberg

Bewertet mit 4 Sternen

„...Daher sollten wir, wann immer es um den Menschen geht, nicht von Ethik und Moral sprechen, sondern von Gummiethik und Gummimoral...“

 

Die Voyager-Sonden sind mit einer Datenplatte ins All geschickt wurden, die Informationen über die Menschheit enthält. Der Autor ist der Meinung, dass Außerirdische viel mehr über uns wissen müssten. Deshalb wendet er sich an zukünftige Besucher, um in 44 Kapitel sein Bild des Homo sapiens vorzustellen. Dabei versucht er, viele Themen des alltäglichen Lebens abzuarbeiten. Er beginnt mit der Frage, wer wir sind, wendet sich unserem Aussehen und der Anatomie zu, und betrachtet Zeugung, Geburt und einzelne Lebensphasen. Auch das Thema Alter und Tod spart er nicht aus. Er erläutert, was uns antreibt, welche Werte wir vertreten und welche historischen Phasen diese Erde durch seinen Bewohner Mensch über sich ergehen lassen musste.

Das Buch sollte man nicht unbedingt am Stück lesen. Die Feinheiten und Nuancen erfordern Konzentration. Hinzu kommt, dass der Autor bei seinen Lesern eine gute Allgemeinbildung und durchaus auch die Kenntnis aktueller wissenschaftlicher Fachbegriffe voraussetzt.

Der Schriftstil ist gewollt ironisch und sarkastisch. Stellenweise kann man schon von bitterböser Argumentation und schwarzem Humor sprechen. Das ändert allerdings nichts daran, dass der Autor punktgenau die Finger in die Schattenseiten der menschlichen Existenz legt. Man muss nicht bei jedem Thema die Meinung des Autors teilen, um trotzdem zu erkennen, dass sein Bild der Wirklichkeit zumindest eine Seite unseres Lebens real widerspiegelt. Unser Umgang mit den natürlichen Ressourcen, die menschliche Überheblichkeit gegenüber allem anderen Leben, Machtgier und fehlende Ehrfurcht sind nur einige Beispiele dafür. Wenn er von Neugier spricht, die keine Grenzen kennt, auf völlig unverständlicher Selbstüberschätzung beruht und jede Gefahr ausblendet, vergeht einem als Leser fast der Humor. Bei der Betrachtung der Geschlechterfrage bleibt sich der Autor treu. Beide Seiten bekommen ihr Fett weg. Dass er dabei auch das eine oder andere Klischee bedient hat, ergibt sich aus der Thematik des Buches. Natürlich gibt es auch positive Beispiele und berührende Momente. Gut gefallen hat mir die Einbeziehung stattgefundener Experimente und die geschickte Auswahl von Gedankenspiele. Wichtig scheint mir, sich bei vielen Fragen nicht als einzelner getroffen und falsch beurteilt zu fühlen, sondern im Auge zu behalten, dass es dem Autor um das große Ganze ging.

Der Autor beherrscht das Spiel mit Worten. Das zeigt sich insbesondere bei der Verwendung von Adjektiven und Partizipien, bei treffenden Vergleichen und bei der ironischen Überhöhung mancher Aussage.

Die letzten beiden Kapitel heben sich inhaltlich und stilistisch vom Rest des Buches ab. In Stichworten kreiert der Autor einen Spickzettel für den Umgang mit dem Menschen und listet er Mysterien des irdischen Lebens auf.

Das Cover mit den Kindern auf der stachligen Erde, die sich dem Licht zuwenden, kann auch als ein Bild der Hoffnung aufgefasst werden.Es liegt an unserem Tun und Handeln, ob die geschundene Erde ihre Stacheln ablegt oder verstärkt.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Es hat mich häufig zum Schmunzeln gebracht. Fast wichtiger aber finde ich es, dass es mich an vielen Stellen zum Nachdenken gebracht hat.