Rezension

Ist die erste Hürde geschafft, lässt einen das Buch nicht mehr los

Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe - Gina Rosati

Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe
von Gina Rosati

Bewertet mit 4 Sternen

Wenn Du innerhalb von einer Sekunde an jeden Ort deiner Wahl reisen könntest, für welchen würdest Du dich entscheiden?
Die 16 jährige Anna hat mittlerweile schon fast alle Orte dieser Welt gesehen. Indem sie ihre Seele aus ihrem Körper löst, sich so zu sagen herausprojiziert, kann sie innerhalb von Sekunden die entlegensten Winkel des Universums bereisen. Doch eines Tages, als ihre Klassenkameradin Taylor bei einem tragischen Unfall ums Leben kommt, schafft Anna es nicht wieder in ihren Körper zu gelangen! Er ist besetzt von..Taylor! Zusammen mit ihrem besten Freund Rei versucht Anna dieses Chaos wieder zu richten. Dabei merkt sie sowohl, dass sie mehr für Rei empfindet, als sie sich eingestehen möchte, als auch, dass es gar nicht so leicht ist, seinen eigenen Körper wieder zurückzuerobern...

Der Anfang der Geschichte um Anna beginnt etwas sehr holprig. Ich hatte ernsthafte Bedenken, als ich angefangen habe dieses Buch zu lesen, ob ich das überhaupt schaffe. Aber nach den ersten 80 Seiten kamen sowohl ich, als auch die Autorin in die Geschichte rein und ab dem Zeitpunkt fangen dann die Seiten an zu fliegen. Doch diese ersten 80 Seiten muss man erst einmal hinter sich gebracht haben, denn am Anfang bekommt man als Leser einen Einblick in Annas nicht vorhandenes Familienleben. Durch traurige Probleme und sehr heftige Umstände in ihrer Familie verbringt sie lieber so viel Zeit wie möglich mit ihrem besten Freund Rei und seiner Familie. Klar, dass Rei auch der einzige ist, der Annas Geheimnis kennt und der ernsthafte Bedenken dabei hat, wenn Anna ihren Körper verlässt. Nur wie sie das macht, oder wie es dazu gekommen ist wird leider nur ganz kurz am Rande erwähnt, was mich auf den Gedanken gebracht hat, dass die Autorin vielleicht selber keine Ahnung hat, was ihre Protagonistin da für Fähigkeiten hat. In ein, zwei Sätzen hat sie das Thema um Annas Astralreisen erklärt und widmet sich wieder der Geschichte und hat dadurch viel gutes Potential ungenutzt gelassen. Zudem beinhaltet Gina Rosatis Erzählweise viele Sprünge und Lücken und macht so viele Handlungen zu unverständlichen Aktionen und Erklärungen zu nicht brauchbaren Informationen. Zudem haben sinnlose Vergleiche das Lesen sichtlich erschwert und führten dazu, dass der Humor erzwungen klang.

>>Ich brauche eine Weile, um zu verstehen, dass mein Bett leer ist. Was fehlt, bin ich. Ich bin nicht da! Ich sehe auf den Boden und unter das Bett, aber ich kann mich nirgendwo finden.<< (S.76)

Ab diesem Zeitpunk ändert sich sowohl die Geschichte, da wesentlich interessanter wird, als auch die Schreibweise von Gina Rosati. Ihr Schreibstil wird flüssiger, ihre Erzählweise wird verständlicher, da es kaum noch Sprünge gibt und der Humor wird echt klasse. Besonders Anna hat eine Art an sich, die mich immer wieder Schmunzeln und in den Dialogen mit Rei laut Lachen ließ.

>>"Aha, man soll also seine Kreditkartennummer eingeben, und für einhundert Dollar werden dann aus der Entfernung die bösen Geister vertrieben." Rei grinst.<< (S.122)

Doch es gab auch immer wieder Momente, in denen ich nicht gewusst habe, ob ich jetzt von einer sechzehnjährigen oder von einer zehnjährigen lese. Während andere sich in ihrer Situation darum Sorgen machen, wie Anna wieder in ihren Körper gelangt, reist Anna stattdessen von einem Ort zum anderen, nur um direkt wieder die Hoffnung auf ihren Körper aufzugeben, die Flinte ins Korn zu werfen und lieber die Leute zu ärgern, die nicht das tun, was sie möchte. Zu Beginn war dies wirklich sehr unterhaltsam, aber nach einiger Zeit wirkte ihr Verhalten oftmals sehr naiv und zurückgeblieben. Doch es gab auch Momente, in denen sie wie eine sechzehnjährige Teenagerin wirkte. Zum Beispiel in den Momenten, in denen sie merkt, dass Rei anstelle von Babyspeck jetzt richtige Muskeln und einen durchtrainierten Körper hat oder in den Momenten in denen sie selbst bemerkt, dass sie da gerade nicht Träumt, oder ein Spiel spielt, sondern dass das ihr Leben ist, das da gerade auf der Kippe steht. Doch in allen Situationen steht ihr ihr bester Freund Rei zur Seite. Rei ist ein wirklich schöner Charakter, er ist immer für seine Freunde, besonders für Anna, da und versucht ihnen in jeder Situation zur Seite zu stehen. Der Halbjapaner ist in jeder Hinsicht mein Lieblingscharakter in diesem Buch geworde und hat die Sympathiepunkte für dieses Buch deutlich vermehrt.
Alles in allem ist Auracle eine interessante Geschichte für zwischendurch mit großem Potential das leider nicht immer, besonders nicht am Anfang, genutzt wurde. Doch wer Durchhaltevermögen zeigt wird am Ende mit einem tollen Finale belohnt.